Seit Beginn des Krieges in der Ukraine vor vier Wochen tagt der vom Sozialdezernat einberufene Arbeitskreis Ukraine wöchentlich mit Vertretern aus dem Behördennetzwerk, dem Netzwerk Integration und der Kreisarbeitsgemeinschaft. Am Freitag, den 25. März 2022, tauschte sich das Netzwerk erneut zu den aktuellen Entwicklungen aus.
Am 25. März 2022 zählte das Sozialamt 450 Flüchtlinge, darunter 181 Kinder, 219 Frauen und 50 Männer. Bisher seien jedoch deutlich weniger Busse mit zugewiesenen Geflüchteten in Gera angekommen, als noch in der vergangenen Woche vom Land Thüringen angekündigt. Diese konnten zur Erstaufnahme in Gemeinschaftsunterkünften der Stadt, in Wohnunterkünften von Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften oder in Hotels untergebracht werden. Die erweiterten Kapazitäten sind derzeit ausreichend. Als Reserve wurde in der vergangenen Woche zudem eine Turnhalle vorbereitet. Diese könne kurzfristig bis zu einhundert Personen aufnehmen. Von dieser Notunterkunft musste bisher noch nicht Gebrauch gemacht werden. Pro Tag organisiert die Stadt etwa vier bis sechs Umzüge der Geflüchteten in den eigenen Wohnraum. Sozialdezernentin Sandra Wanzar betont in diesem Zusammenhang die hohe Nachfrage an Helfenden: „Wir sind dankbar für jede Unterstützung und ich bin mir sicher: Wir werden mittel- und langfristig jeden Einzelnen benötigen, der helfen möchte.“ Auch wenn derzeit nicht jedes Angebot angenommen werden könne, werden alle Freiwilligen darum gebeten, ihre Hilfsbereitschaft zu bewahren: „Wir nehmen alle Angebote auf und melden uns bei konkretem Bedarf zurück“, versichert Dr. Babett Brehme, Leiterin des Sozialamtes.
Sandra Wanzar fasst die bisherige Arbeit wie folgt zusammen:
„In den vergangen vier Wochen haben wir bereits viel erreicht. Uns ist es gelungen, den Menschen, die sich bei uns im Sozialamt melden, schnell und unbürokratisch Schutz zu bieten, damit sie sich von der Flucht und den Erlebnissen des Kriegsgeschehens erholen können. Jetzt möchten wir ihnen eine soziale Perspektive und einen Alltag geben.“
So werden in den einzelnen Stadtteilen derzeit schrittweise vielfältige Angebote für die ukrainischen Familien eingerichtet. In Lusan gibt es bereits erste Angebote, die von Mutter-Kind-Treffs, über Hebammensprechstunden bis hin zur Bereitstellung von Computerplätzen mit Internetzugang reichen. Birgit Klemm, Leiterin des Jugendamtes, erläutert:
„Die Geflüchteten wurden mitten aus ihrem Leben gerissen und wünschen sich Zeitvertreib und Ablenkung von ihren schweren Gedanken. Die Freizeit- und Beratungsangebote werden im gesamten Stadtgebiet weiter ausgebaut, um den Ankommenden auf diesem Wege etwas Normalität und Unterhaltung anzubieten. Für die erste Ankunftszeit sind diese spezialisierten Angebote ein guter Start. Grundsätzlich sind wir natürlich bestrebt, dass die jungen Ukrainerinnen und Ukrainer auch unsere bestehenden offenen Kinder- und Jugendangebote nutzen. Dadurch können sie in Kontakt zu Geraer und Geraerinnen im gleichen Alter treten und noch ein Stück mehr ankommen.“
Zu einem gelungenen Ankommensprozess gehört auch der Zugang zur deutschen Sprache. Der Bedarf auf Seiten der Ukrainer besteht, so dass verschiedene Bildungsträger und Bildungseinrichtungen, unter anderem auch die Geraer Volkshochschule „Aenne Biermann“, Willkommens-Sprachkurse planen. Darüber hinaus wird intensiv an Schullösungen für die Kinder im schulfähigen Alter und für Berufsschülerinnen und Berufsschüler gearbeitet. Hier gibt es einen engen Austausch zwischen dem Amt für Bildung, dem Thüringer Schulamt sowie den einzelnen Schulen, um Strukturen zu schaffen, wie eine zeitnahe Beschulung realisiert werden kann. Einzelne Schulen stellen Klassenräume zur Verfügung, in denen Deutschkurse in Vorbereitung des Übergangs in die normalen Schulklassen oder auch Online-Unterricht mit Lehrkräften aus der Ukraine möglich sind. Problematisch ist dabei der allgemeine Mangel an Fachkräften, der auch hier eine Herausforderung darstellt. Eine weitere Aufgabe, die daran anknüpft ist es, die Ukrainerinnen und Ukrainer im berufsfähigen Alter schnell in ein Beschäftigungsverhältnis zu überführen. Es gäbe hierzu bereits viele Anfragen auf Seiten der Angekommenen, aber auch auf Seiten lokaler Betriebe und Unternehmer, die auf der Suche nach Personal sind.
Seit Montag, den 21. März 2022, sind die Sammelstellen für die Annahme von Sachspenden in den Geschäftsstellen der AWO und der Partei „Die Linke“ am Marktplatz, und im Jumpers-Shop wieder geöffnet. Derzeit werden insbesondere haltbare Lebensmittel benötigt. Alle weiteren Hilfsgüter werden nach direkter Rücksprache mit der Ehrenamtszentrale aber auch weiterhin gern genommen. Diese Sachspenden können nun in der zentralen Ausgabestelle für Geflüchtete in der ehemaligen Schule am Nicolaiberg von Montag bis Mittwoch zwischen 16 Uhr und 18 Uhr sowie am Freitag zwischen 9 Uhr und 11 Uhr abgeholt werden. René Soboll, Leiter der Abteilung Sport, Ehrenamt und Städtepartnerschaften, zeigt sich zufrieden mit der ersten Resonanz zur Ausgabestelle:
„Die Ausgabestelle, die überwiegend von ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern betreut wird, hat sich seit dem ersten Tag bewährt. Die Ukrainer sind sehr dankbar für diese enorme Spendenhilfe, die ihnen hier geboten wird und packen auch oft direkt selbst mit an.“
Der Arbeitskreis Ukraine tagt weiterhin regelmäßig, um sich über die aktuelle Lage zur Ukraine-Hilfe auszutauschen und zu beraten.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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