Die Lindenthaler Hyänenhöhle wurde im Spätherbst 1874 bei Erdarbeiten in der Nähe der einstigen Gaststätte „Schöne Aussicht“ entdeckt. Es handelte sich um zwei nach oben offene Spalten, deren Untergrund das Dolomit des Zechsteins bildete. Die größere Spalte war etwa zweieinhalb Meter breit, sieben Meter hoch und etwa 15 Meter lang. Freigelegt wurden beide bei der Gewinnung von Straßenbaumaterial für die Reichsstraße und dem gleichzeitigen Bau der Pfortener Straße. Heute befindet sich dort der Kreuzungsbereich der Pfortener Straße/Robert-Blum-Straße. Eine Tafel in der Pfortener Straße erinnert an die frühere Höhle.
In ihr fanden sich zahllose Knochen und Knochensplitter von mehr als 30 eiszeitlichen Tierarten, darunter auch Knochenreste und Zähne des Wollhaarmammuts, ebenso Werkzeuge und künstlerisch gestaltete Gegenstände der Menschen des Jungpaläolithikums. Diese lebten vor etwa 60’000 Jahren. Vor allem aber wurden Knochen der im Pleistozän lebenden Höhlenhyäne gefunden. Die Tiere waren Bewohner der Steppen und Waldsteppen zur Zeit des Pleistozäns im Ostthüringer Raum. Die Knochenreste von Mammut, Wollhaarigem Nashorn und vom Ren zeugen jedoch auch von einem zeitweiligen Tundra-Charakter der Landschaft unseres Gebietes während dieser Zeit.
Insgesamt konnten anhand der Knochenreste 31 Wirbeltierarten nachgewiesen werden. Die Lindenthaler Hyänenhöhle lieferte auch den wichtigen Beweis, dass der sogenannte Eiszeitmensch diese Höhle zumindest zeitweise als Aufenthaltsort nutzte.
Bei den Zähnen handelt es sich um mehrere isolierte Backenzähne von ausgewachsenen, aber auch von jungen Tieren (Kälbern). Mammutbackenzähne haben durch ihre Struktur und ihre Zusammensetzung oft das Problem, im Laufe der Zeit sozusagen in einzelne Teilstücke zu zerfallen. Bei den Mammutbackenzähnen aus der Lindenthaler Hyänenhöhle liegt dieses Problem auch massiv vor, so dass der Erhalt der Zähne ernsthaft gefährdet ist.
Der Verein „Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde e. V.“ setzt sich für die sach- und fachgerechte Erhaltung der Mammutbackenzähne aus der Lindenthaler Hyänenhöhle ein, denn mit einer recht aufwändigen und zeitintensiven konservatorischen Behandlung in einer paläontologischen Spezialwerkstatt können solche Zähne stabilisiert und gesichert werden.
Im Juni 2022 werden die Mammutbackenzähne in die Spezialwerkstatt nach Goch am Niederrhein transportiert. Im III. und IV. Quartal wird dann die konservatorische Behandlung durchgeführt, so dass zum Jahreswechsel 2022/2023 mit dem Abschluss der Arbeiten zu rechnen sein wird. Die Sparkasse Gera-Greiz unterstützt das Vorhaben mit einer Geldspende in Höhe von 700 Euro.
QUELLE: STADTVERWALTUNG, MUSEUM FÜR NATURKUNDE, STADTARCHIV
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