Jugendamt zieht Bilanz 2021: Die erste Geraer Kinder- und Jugendstudie, die Etablierung des Bundesprogramms „Pro Kindertagespflege“, Betreuungsplätze durch „Little Bird“ & Kinder- und Jugendschutz unter Corona-Bedingungen sind die wichtigsten Punkte.
Stärkung der Kinder- und Jugendförderung
Ein wichtiger Meilenstein wurde im vergangenen Jahr 2021 mit der Premiere der Kinder- und Jugendstudie gelegt. Die Inhalte der ersten repräsentativen Studie über die Lebenswelt der Geraer Kinder und Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren wurde im Auftrag des Jugendamtes der Stadt Gera mit Unterstützung der Schulsozialarbeitenden durchgeführt und im Juni der Öffentlichkeit präsentiert. Über 1000 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis zwölf der staatlichen weiterführenden Schulen (Regelschulen, Gymnasien, Integrierte Gesamtschule), freien Schulen und staatlichen Berufsschulen nahmen an der schriftlichen Befragung teil. Die Auswertung zeigte insbesondere die Relevanz gleichwertiger Entwicklungschancen für alle Kinder und Jugendlichen durch sozialräumliche Arbeit und deren Mitbestimmungsmöglichkeiten auf. Man wolle zudem verstärkt politisches Interesse wecken und das Demokratieverständnis durch entsprechende Bildungsangebote und Schulung der Fachkräfte stärken. „Wir haben mit dieser Studie eine verbindliche Datenlage zu den Bedarfen und Wünschen unserer Kinder und Jugendlichen. Das ermöglicht uns eine bedarfsorientierte und zielgruppenspezifische Weiterentwicklung von Begegnungsorten und Freizeitangeboten in den Quartieren“, erläutert Sandra Wanzar, Dezernentin für Jugend und Soziales, und bedankt sich bei allen Beteiligten für die Teilnahme sowie deren offene und ehrliche Beantwortung der Fragen. „Wir werden im Juli 2022 dem Jugendhilfeausschuss eine Maßnahmenplanung für 2023 bis 2024 vorschlagen, um die Studienergebnisse umzusetzen. Nach Beschluss werden die notwendigen Rahmenvereinbarungen für einen Zeitraum von zwei Jahren mit den anerkannten freien Trägern der Jugendhilfe im Bereich der Jugendförderung geschlossen“, erläutert Frau Wanzar das weitere Vorgehen.
Darüber hinaus wurde im vergangenen Jahr die bisherige Kita-Card durch das bundesweite interaktive Online-Portal „Little Bird“ ersetzt. Damit ist seit September das Suchen und Finden von Betreuungsplätzen der Kindertagesbetreuung in der Stadt Gera einfacher und unbürokratischer möglich.
Für das Jugendamt ebenso erfolgreich war in 2021 die erfolgreiche Teilnahme am Programm „ProKindertagespflege: Wo Bildung für die Kleinsten beginnt“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Im Rahmen dieses Programms werden potentielle Kindertagespflegepersonen dafür qualifiziert, Kinder unter drei Jahren in einem häuslichen Umfeld zu betreuen. Derzeit gibt es in Gera fünf Kindertagespflegestellen für Kleinkinder unter drei Jahren mit insgesamt 25 Plätzen. Am 1. Januar 2022 eröffnete die neue Kindertagespflegestelle „Bieblacher Knirpsenbande“ in der Otto-Lummer-Straße 14. In der zweiten Jahreshälfte ist die Einrichtung einer weiteren Kindertagespflegestelle in Lusan geplant.
Darüber hinaus wurde erfolgreich an der Fortsetzung des Bundesprogramms „Kita- Einstieg-Brücken bauen in frühe Bildung“ teilgenommen. Mit diesem fördert das Bundesfamilienministerium Angebote, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten und unterstützend begleiten. In diesem Zusammenhang konnten 2021 in Lusan durch den IKV Gera e. V. und in Bieblach-Ost durch die Otegau GmbH Ansprechpartner für Familien mit Migrationshintergrund und sprachlichen Barrieren finanziert werden.
Sofern es die pandemische Lage hergab, führte das Jugendamt in den letzten Monaten eine Reihe von Fachveranstaltungen durch: Im Rahmen des präventiven Jugendschutzes wurde zum Beispiel die Veranstaltung „Prävention zu Straftaten über digitale Medien“ für Schülerinnen, Schüler und Eltern durch den Jugendschutzbeauftragten in enger Zusammenarbeit mit der Leiterin der Kriminalitätsbekämpfung der Landespolizeidirektion konzipiert und in 17 Klassen sowie bei sechs Elternabenden umgesetzt. Auch in 2022 sind jeweils vier Tage im Monat für diese Veranstaltungen reserviert. Darüber hinaus gab es einen erfolgreichen ersten Fachtag der Stadt Gera zum optimalen Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule. Auch der Vortrag „Veränderte Kindheit – Wie Kinder in der heutigen Zeit wachsen“ mit Kinderarzt und Autor Dr. Herbert Renz-Polster stieß auf großes Interesse.
Kinder- und Jugendhilfe
Der Schutz der Jüngsten ist in Krisenzeiten wie der jetzigen noch wichtiger und notwendiger geworden und kann bei bereits Gefährdeten sogar als Verstärker wirken, so dass diese noch intensivere Hilfestellungen benötigen. Trotz erschwerter Rahmenbedingungen waren zahlreiche Träger und Einrichtungen in Gera wie der Kinderschutzbund, der Streetwork e. V. oder der Schlupfwinkel/Sorgentelefon e. V. auch 2021 zuverlässig für die Kinder und Jugendlichen da. Sie kompensierten pandemiebedingte Defizite und setzten sich gegen körperliche, sexuelle und seelische Gewalt an Kindern und Jugendlichen ein. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Jugendamt und den Trägern und Partnern basiert auf einem engen, vertrauensvollen Verhältnis. Wir stimmen uns bei problematischen Fällen sehr engmaschig ab und konnten bisher immer eine Lösung finden, um das Wohl der Kinder und Jugendlichen sicher zu stellen. Wir sind sehr dankbar über das hohe Engagement der einzelnen Akteure, das häufig über das normale Maß hinausgeht“, so Birgit Klemm, die Leiterin des Jugendamtes. Trotz Kontaktbeschränkungen und wechselnder Rahmenbedingungen wurden immer wieder Wege gefunden, wie Beratungsspaziergänge im Freien, wie sie zu gefährdeten Kindern und Jugendlichen sowie zu deren Familien den Kontakt aufrecht erhalten und im Gegenzug auch von Hilfesuchenden erreicht werden konnten. Beim Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport wurden Sonderregelungen im Bereich der Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Jugendverbandsarbeit, aber auch bei Beratungsstellen und Einrichtungen der Erziehungshilfen erzielt. So konnten ausgewählte Angebote wie Beratung, Information, Prävention und Intervention unter besonderen Bedingungen fortgeführt werden.
Da neben der konkreten Fallarbeit Präventionsangebote für Kindertageseinrichtung, Schule und Jugendhilfe nicht vollumfänglich umgesetzt werden konnte, waren und sind auch weiterhin die Jugendhäuser und –Clubs wichtige Anlaufstellen, um geschützten Raum für die jungen Heranwachsenden zum Austausch untereinander und soziale Interaktion zu ermöglichen sowie Freizeitangebote anzubieten. „Die Einrichtungen wirken präventiv und sind essentiell, da die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen frühzeitig erkennen, wann ein vertrauensvolles Gespräch oder professionelle Hilfe benötigt wird“, erläutert Birgit Klemm. Gut funktionierende Präventionsketten seien in Zeiten von Corona und deren Auswirkungen auf das Befinden gefährdeter Kinder- und Jugendlicher unabdingbar für gelingenden Kinder- und Jugendschutz. Dankbar sei sie auch, dass alle Träger im vergangenen Jahr gewohnt an einem Strang gezogen haben und bereit stehen, sich bei Ende der Pandemie mit vollem Elan der Bewältigung der Folgen zu widmen. Bis dahin sei es weiterhin notwendig, die Arbeit für und mit Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen.
Mit einer kleinen Geste zum Jahresbeginn bedankte sich Oberbürgermeister Julian Vonarb bei einzelnen Netzwerkpartnern, die sich im vergangenen Jahr im Bereich Kinder- und Jugendschutz in Gera engagierten.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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