Die Klimapolitik scheint derzeit in ein Dilemma zu geraten, weil die gesetzten Ziele kaum mehr zu erreichen sind. Dazu müsste sofort und umfassend gehandelt werden, sagt unter anderem UN-Generalsekretär António Guterres. Doch das hätte über einen langen Zeitraum drakonische Maßnahmen zur Folge, die nicht jeder mittragen würde.
Bereits im Jahre 2007 hatte der Autor Alan Weisman mit seinem Buch „Die Welt ohne uns“ zu einem Gedankenexperiment eingeladen. Was wäre, würden die Menschen plötzlich verschwinden? Gedanklich bewegt er sich dabei über eine unbevölkerte Erde und beschreibt, wie schnell die Bauwerke des Menschen verfallen, und wie leicht die Natur alles zurückerobert.
Ausgangspunkt des Gedankenexperimentes ist der Zustand der Erde. Weisman schreibt von verunreinigtem Wasser, belasteten Böden und warnt, unser ganzer Planet könnte eines Tages einem verwahrlostem Brachland ähneln. Ebenso problematisch sieht er die Emissionen: Der Mensch baut die Kohlenvorräte ab, verbrennt sie, wodurch das darin gebundene CO₂ in die Atmosphäre gelangt. Damit hat er einen Vulkan geschaffen, der sich seit dem 18. Jahrhundert in einer Dauereruption befindet (Seite 55). Würde sich die Atmosphäre allein durch das Wirken des geologischen Kreislaufs regenerieren, bräuchte es 100’000 Jahre, bis das CO₂ wieder auf demselben Niveau liegt, wie vor der Existenz des Menschen.
Doch was könnte zum Verschwinden der Menschen führen? In schier aussichtsloser Lage entfalten sich manchmal kreative Kräfte, meint der Autor (Seite 13). Dabei denkt er aber nicht an ein atomares Desaster, einen Asteroideneinschlag oder ein düsteres Umweltszenario, welches zur „Vernichtung der Menschheit“ führt. In seinem „kreativen Gedankenexperiment“ sind sie einfach alle „plötzlich verschwunden“.
Auf verschiedene Möglichkeiten des Verschwindens geht er später aber dennoch ein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einzig die Menschen betrifft und alles andere übrigbleibt, schätzt er zwar als sehr gering ein, aber dennoch größer als null. Im Anschluss schreibt er über einen Forscher, der sich mit Krankheitserregern beschäftigt, die eine Vielzahl von Menschen auslöschen könnten (Seite 324). Aber weder das Ebola- noch das HI-Virus vermögen dies zu tun, da sie nicht über die Luft übertragbar sind. Zudem ist es selbst den tödlichsten Grippeviren nicht gelungen, alle Menschen zu beseitigen. Denn diese werden irgendwann immun, wodurch die Pandemie verpufft.
An ein Virus, das wirklich alle Menschen tötet, glaubt der Autor also offenbar nicht. Selbst bei einer Auslöschung von 99,99 % blieben noch 650’000 Menschen übrig, die von Natur aus immun sind, wie er schreibt, und gibt zu bedenken, dass Epidemien vielmehr der Stärkung einer Art dienen (Seite 328). Auch Kriege haben nur einen kurzzeitigen Rückgang der Bevölkerungszahl zur Folge. Umso schneller wächst sie in der anschließenden Erholungsphase.
Terroristen könnten aber einen Erreger zusammenbasteln, der sich schneller entwickelt, als wir Abwehrkräfte aufbieten können, indem genetisches Material in das wandlungsfähige SARS-Virus eingebaut wird (Seite 325). Auch der Gründer einer „Bewegung für das freiwillige Aussterben der Menschheit“ kommt in dem Buch zu Wort und meint, dass es naiv war, zu glauben, ungehemmtes Wachstum und Ressourcenknappheit wären vereinbar. Die Menschheit solle ganz allmählich zur „ewigen Ruhe“ gebettet werden, jedoch ohne ein qualvolles Massensterben auszulösen (Seite 329). Danach könnten die Transhumanisten zum Zuge kommen, sich der überlebenden Minderheit widmen und auf eine Vereinigung mit neuen Technologien hinwirken.
Das Time-Magazin kürte das Werk zum Sachbuch des Jahres 2007, und auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ widmete ihm im August 2007 anerkennende Zeilen.
Natürlich befeuert Weismans Buch seit Beginn der Corona-Zeit auch Spekulationen: Gibt es tatsächlich hochrangige Personen, die sich mit dem Entvölkern der Erde beschäftigen, und werden mit den jetzigen Kampagnen und genbasierten Anwendungen bereits die Vorbereitungen für ein solches Unterfangen getroffen? Wäre dann eine öffentliche Ankündigung wahrscheinlicher oder würde man es so aussehen lassen, als wolle sich die Natur am Menschen rächen?
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