ARCHÄOLOGIE ZWISCHEN JOHANNISPLATZ UND STADTGRABEN

Das Gebiet zwischen der ehemaligen Kirche St. Johannis und der sogenannten „Häselburg“ gilt als ein wichtiger Ausgangspunkt der Stadtentwicklung. (Bild: Stadtverwaltung/TLDA)

Eine Voraussetzung für den Bau des Campus war eine archäologische Ausgrabung vor Baubeginn. Mit der Grabung konnte erstmals ein Quartier im Bereich der Altstadt vollständig archäologisch untersucht werden. Die thematische Studioausstellung im Stadtmuseum, welche vom 12. September bis 28. November 2021 besucht werden kann, wurde vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie konzipiert.

Die ersten archäologischen Funde wurden im Jahre 1884 beim Abbruch des alten Gymnysiums geborgen. Für die Archäologen waren die jüngsten Grabungen besonders bedeutsam, da das Gebiet zwischen der ehemaligen Kirche St. Johannis und der sogenannten „Häselburg“ als ein wichtiger Ausgangspunkt der Stadtentwicklung gilt. Der Fund eisenzeitlicher Keramikscherben beeindruckte, da diese von einer Siedlung rund 500 Jahre vor Christus zeugen.

Im zehnten Jahrhundert gründeten Menschen auf diesem Gelände erneut ein Dorf, das zum Ausgangspunkt der Stadtentstehung im 13. Jahrhundert wurde. Erste städtische Siedlungsstrukturen wurden für das 13. Jahrhundert mit Mauern und Kellergruben dokumentiert. Nachgewiesen werden konnte auch ein Altarm der Weißen Elster, welcher vom Bereich des heutigen Kulturhauses „Häselburg“ zur Grünfläche „Vogelinsel“ verlief. Etwa um 1200 begann man, Erde abzutragen. Diese wurde über den damals vorhandenen relativ steilen Elsterhang verkippt, wodurch ein ebener Bauplatz geschaffen und das Plateau erweitert werden konnte.

Es gibt zudem Hinweise auf eine romanische Dorfkirche. In einer Urkunde des Bischofs Engelhard von Naumburg, ausgestellt am 5. Oktober 1234, wird erstmals eine Pfarrkirche St. Johannis genannt. Gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 1238 war sie Johannes dem Täufer geweiht. 1450 im sächsichen Bruderkrieg zerstört, begann 1467 ihr Wiederaufbau im Stile der Spätgotik. Nach der Fertigstellung im Jahre 1488 wurde sie schließlich neu geweiht. Es folgte ein Brand am 14. April 1639, verursacht durch schwedische Soldaten, welche in den Scheunen vor den Stadttoren Feuer gelegt hatten. Dieses griff auf die Stadt über und zerstörte 110 Häuser und die Kirche. Die Gottesdienste wurden daraufhin zwei Jahre lang im Rittersaal des Kanzleigebäudes abgehalten. Unmittelbar nach dem Brand wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, sodass am 2. Mai 1641 in dem noch nicht ganz fertiggestellten Gebäude der erste Gottesdienst stattfinden konnte. 1780 fiel sie schließlich dem großen Stadtbrand zum Opfer. Wegen Einsturzgefahr wurde ein Teil der Brandruine im Jahre 1805 abgerissen, und bis 1824 alle wesentlichen Reste. Aus den übriggebliebenen Fundamenten dieses zerstörten Bauwerkes konnten beeindruckende Werksteine des Vorgängerbaus geborgen werden. Auch zum Regierungsgebäude aus dem 18. Jahrhundert, dem ehemaligen Sitz des reußischen Landtages, brachte die archäologische Untersuchung neue Erkenntnisse zur Bau- und Nutzungsgeschichte.

Das ummauerte Bauwerk an der Südwestecke der damaligen Stadt, welches den Eindruck einer Burg erweckte und später als Altes Schloss bzw. Stadtschloss bezeichnet wurde, war einst der Amtssitz des vom Stift Quedlinburg eingesetzten Schultheißen.

QUELLEN: STADTVERWALTUNG/STADTARCHIV/BIBLIOTHEK

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