Am 5. Juli 2021 wurde Professor Doktor Michael Amler von der Universität Köln zu einem Arbeitsbesuch am Museum für Naturkunde in Gera begrüßt. In Zusammenarbeit mit Professor Doktor Thomas Yancey von der Texas A & M University (Texas/USA) arbeitet der Paläontologe an einer Publikation zur Evolutionsgeschichte der sogenannten Steckmuscheln. Diese Muscheln gehören mit bis zu 1,2 Metern Länge zu den größten Muscheln Europas. Mehr als 50 heute lebende Arten der Steckmuscheln sowie eine Vielzahl fossiler Arten sind heute bekannt. Eine dieser fossilen Arten heißt Aviculopinna prisca und wurde auch schon mehrmals versteinert im Untergrund Geras gefunden. Diese Fossilien aus Gera sind etwa 255 Millionen Jahre alt und stammen aus dem Erdzeitalter Perm bzw. dessen jüngsten Schichten, die man Zechstein nennt.
Die beiden Paläontologie-Professoren erforschen vor allem die Frage, wann die erste eigentliche Steckmuschel im Laufe der Erdgeschichte nachzuweisen ist. Im Rahmen ihres Literaturstudiums untersuchten die Forscher dabei zunächst exakt, in welchen Veröffentlichungen von anderen Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert bereits Exemplare solcher Steckmuscheln abgebildet wurden. Eher zufällig gelangte die entsprechende Suchanfrage der beiden Forscher nach ganz bestimmten Exemplaren dieser Muscheln an das Museum für Naturkunde Gera. Dringend gesucht wurden unter anderem vier Muschelfossilien, die bereits 1861 in der berühmten Zechstein-Monografie von Hanns Bruno Geinitz (1814 – 1900) abgebildetet waren. Durch die stetige und gründliche Neuinventarisierung von vor allem altem Sammlungsmaterial der geologischen Sammlung, konnte das Geraer Museum für Naturkunde mit zwei der gesuchten Muscheln unterstützen.
Die beiden Muschelfossilien wurden beim Arbeitsbesuch untersucht und für die geplante Publikation fotografiert. Erscheinen wird der Fachartikel in der von der Palaeontological Association in Großbritannien herausgegebenen Zeitschrift Palaeontology. Höchstwahrscheinlich wird eine der „Mackrothschen“ Muscheln sogar zum Typusexemplar erklärt werden. Ein Typusexemplar, wie z. B. ein Holotypus, ist in der Welt der Fossilien immer ein ganz besonders typisches Exemplar einer ganzen Art, in gewisser Weise ein Musterexemplar.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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