Es ist zwar die Meinung eines Einzelnen, doch sie könnte von Bedeutung sein. Graeme Maxton, Ökonom und Autor des Buches „Change — Warum wir eine radikale Wende brauchen“ beschäftigt sich mit der Zukunft der Menschheit und sprach bereits im Oktober 2018 in der Sendung „Sternstunde Philosophie“ des Senders SRF Kultur darüber, was nun zu tun sei. Als Mitglied im „Club of Rome“ entwickelt er Ideen und Handlungsvorschläge, die sich auf Zukunftsszenarien beziehen. Heute, zwei Jahre nach dem Gespräch, scheint die hier beschriebene Wende unmittelbar bevorzustehen.
Die Klimakatastrophe könne nur verhindert werden, wenn sich Wirschaftssystem, Lebensstil und Werte ändern. Es blieben noch zwanzig Jahre, um die Menschheit vor dem Untergang zu retten, sagt der „Club of Rome“, dessen Generalsekretär Maxton bis 2018 war. In der Sendung wird er konkret: Die meisten Menschen seien nicht gewillt, ihren Lebensstil zu ändern, sondern müssten durch Regulierungen dazu gebracht werden. Diese Veränderungen können auch nicht nach den Spielregeln des freien Marktes erfolgen. Maxton, der einst im Bankenwesen tätig war, spricht von einem Lebensstil wie in den 1970er oder 1960er Jahren. Nur wenige besäßen beispielsweise ein Automobil. Denn das Wirtschaftswachstum sei die Wurzel des Übels. Dabei kritisiert er auch das sogenannte grüne Wachstum und fordert nicht nur, dass jeder mit dem Auto jährlich maximal 3000 Kilometer fahren darf, sondern auch einen internationalen Strafgerichtshof für umweltschädigendes Verhalten. Der Moderator bringt den Begriff „Ökodiktatur“ an, und Maxton sieht eine Situation, die eine Kriegsmentalität erfordert.
Die andere Hauptursache für den Klimawandel sei das Bevölkerungswachstum. Wenn wir dieses Problem nicht vorher lösen, werde es die Natur tun, ist Maxton überzeugt, und schlägt auch ein Amt für Medien und deren Beaufsichtigung vor. Man müsse darüber so nachdenken, als würden wir auf einen drohenden Krieg reagieren. Die Medien müssen dazu beitragen, den Menschen zu erklären, wie notwendig diese Veränderungen seien. Würden in den Nachrichten, der Werbung und den Medien dagegen beide Seiten der Argumentation präsentiert, verwirre das die Leute. Und das sei in dieser Situation nicht hilfreich.
Deutschland, Österreich und die Schweiz seien ein guter Ort, um zu beginnen. Als Vorbild erwähnt Maxton China. Da sie sich dort nicht um Demokratie kümmern müssten, könnten sie Veränderungen viel einfacher umsetzen. Die große Herausforderung aber werde von mentaler Natur sein. Es sei eine amerikanische Vorstellung, dass wir ein Happy End brauchen. Tatsächlich werde das Leben in den nächsten zwanzig Jahren schwierig werden. Der Lebensstandard werde nicht besser, die Löhne nicht steigen; man werde schwierige Entscheidungen treffen müssen, und das Klima werde den Menschen mehr Angst einjagen. Über Aufklärung, Fortschritt, Freiheit, Demokratie und Eigentum müsse neu gedacht werden.
Freiheit dürfe nicht mit extremem Individualismus gleichgesetzt werden. Auch die Demokratie müsse als Grundwert überprüft werden, denn sie sei Teil des Problems. Irgendwann in 50 Jahren würden sich sonst die Menschen fragen, warum China mehr für mehr Menschen erreicht habe, als Europa, obwohl es nicht demokratisch ist. Denn wenn wir für die Lösung des Klimaproblems die Zustimmung aller Menschen bräuchten, dauere es zu lange. Heute sei das demokratische System ein Hindernis für diese notwendigen Veränderungen. Man brauche eine Gruppe von Technokraten, um sie durchsetzen zu können. Der Freiheitsbegriff müsse neu definiert werden, und das Umdenken müsse so sein, als kehrten wir zu Wirtschaftsformen aus der Römerzeit zurück, sagt Graeme Maxton, der einst für die Technologieberatung Booz Allen Hamilton, für die Citigroup und American Express arbeitete.
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