Zur Wiedereröffnung des Otto-Dix-Hauses nach der Schließung aufgrund der Corona-Verordnungen werden sechs herausragende Dix-Gemälde aus einer Dauerleihgabe in die ständige Ausstellung integriert. Die Schausammlung wird damit wesentlich erweitert.
So steht dem bisherigen großformatigen Geraer Identifikationsbild von Otto Dix „Der Heilige Christophorus IV“ von 1939 aus der eigenen Sammlung nun eine weitere, nur ein Jahr zuvor entstandene Version („Christophorus I“, 1938) gegenüber. Die Gemälde „Lärche im Engadin“, (1938) und „Ideale Bodenseelandschaft“ (1939) gehören zur Landschaftsmalerei von Dix der 1930er Jahre. Mit dem Bildnis „Ursula“ (1934) ergänzt ein Kinderporträt die Präsentation. Die in der Geraer Sammlung bereits vorhandenen Bilder mit religiöser Thematik finden eine Erweiterung durch den „Heiligen Antonius im Walde“ (1941) und durch das großformatige Gemälde „Lot und seine Töchter“ (1939). Auf letzterem wird auf prophetische Weise im Hintergrund das brennende Dresden gezeigt, das 1945 tatsächlich im Krieg zerstört wurde.
Diese sechs Gemälde von Otto Dix entstammen einer umfangreichen zehnjährigen Dauerleihgabe aus Privatbesitz. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung von 518 Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Plastiken von 15 verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, darunter bedeutenden Namen der Klassischen Moderne wie Ernst Barlach, Paul Klee, Lyonel Feininger oder Carl Hofer. Die neue Dauerleihgabe stammt von den Erben des Chemnitzer Unternehmers Fritz Niescher, der die Werke über viele Jahrzehnte zusammengetragen hat. Die Sammlung von Niescher umfasst zwei wichtige Schwerpunkte. So sind vom Zeichner und Bildhauer Ernst Barlach über 130 Werke vorhanden. Otto Dix ist in dieser mit über 140 Werken vertreten.
Fritz Niescher hatte insbesondere zu Otto Dix eine besondere Beziehung. Er hatte bereits in den 1920er Jahren Arbeiten von Dix in Ausstellungen gesehen und erwarb 1932 die erste Zeichnung. Im August 1933 besuchte Niescher den Künstler in seinem Dresdner Atelier. Aus dieser Begegnung erwuchs eine lebenslange freundschaftliche Beziehung und Begeisterung für das Werk von Otto Dix. Über viele Jahre hinweg erwarb Fritz Niescher Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von Dix. Fritz Niescher hatte Dix in einer für ihn schwierigen Zeit kennen und schätzen gelernt. Dix wurde durch die Nationalsozialisten seiner Professur an der Dresdner Kunstakademie enthoben, als „Entarteter Künstler“ diffamiert und erhielt Ausstellungsverbot. Er übersiedelte nach Hemmenhofen an den Bodensee. In dieser Zeit erteilte Niescher dem Künstler Porträtaufträge und erwarb Zeichnungen. Damit sicherte er einen Teil des Lebensunterhaltes von Dix. Ab 1937 setzte ein gezieltes Sammeln ein.
Die Stadt Gera fühlt sich dem künstlerischen Erbe von Otto Dix verpflichtet, den sie 1966 zum Ehrenbürger ernannt hatte. Anlässlich des 100. Geburtstages des weltbekannten Künstlers im Jahre 1991, wurde das Geburtshaus des Malers in Untermhaus als Museum eröffnet, das in diesem Jahr bereits sein 30-jähriges Jubiläum begeht. Das Otto-Dix-Haus ist nicht nur ein Erinnerungs- und Gedenkort an den Künstler, sondern auch ein öffentlicher Ort der Ausstellung und Bewahrung der Geraer Dix-Sammlung – ein Ort der Bildung und der Wissenschaft.
Die ständige Präsentation im Geraer Otto-Dix-Haus umfasst jetzt insgesamt 36 Gemälde vom künstlerischen Jugend- und Frühwerk bis zur altmeisterlichen Phase von Dix zum Beginn der 1940er Jahre. Die Gemälde aus dem expressiven Spätwerk des Künstlers ab 1944 werden weiterhin im Nordflügel der Orangerie gezeigt.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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