IST DIE MEINUNGSFREIHEIT IN GEFAHR?

Den Wert verschiedener Meinungen mit Blick auf die gegenwärtige gesellschaftliche und politische Situation hat der Zukunftsforscher und Leiter des Instituts „2b AHEAD Think Thank“, Sven Gábor Jánszky, in den Blick genommen. In seinem Video-Beitrag vom 27. April 2021 äußert er sich nachdenklich über die zu beobachtenden Entwicklungen.

In der Zukunftsforschung wisse man sehr genau, dass es keine Wahrheit gebe, sagt Gábor Jánszky. Man tausche lediglich Meinungen aus. Ohne eine Vielzahl von Meinungen könne man sich weder über die Zukunft unterhalten, noch Visionen entwickeln.

Meinungen seien gleichwertig und dennoch nicht gleich. Denn einige Meinungen hätten mehr Macht und Ressourcenstärke hinter sich, wodurch sie besser durchgesetzt werden können. In den vergangenen Jahrzehnten sei es aber so gewesen, dass die Institutionen des Landes dem Schutz der Meinungsfreiheit gedient haben. Das bedeute, um die Meinungsfreiheit der Menschen gewährleisten zu können, dürften einige wenige Berufsgruppen deshalb in ihrer Profession normalerweise keine Meinung haben. Das seien Journalisten, Wissenschaftler und die öffentliche Verwaltung. Sie sollten neutral und nicht politisch sein, damit sich alle anderen ihre Meinung selbst bilden können. Durch die Neutralität dieser Gruppen werde die Meinungsfreiheit der anderen gewährleistet.

Im Augenblick erlebe man in Deutschland eine Umkehr dessen. Journalisten und Wissenschaftler hätten nun eine ganz klare Haltung und forcierten ihre Meinung, und alle anderen, die davon abweichen, würden bekämpft. So könne das Land nicht funktionieren, meint der Diplom-Journalist.

Eigenen Angaben zufolge studierte Sven Gábor Jánszky an der Universität Leipzig Journalistik sowie Politikwissenschaft, und arbeitete zehn Jahre lang für die ARD. Wenn er heute mit ehemaligen Kollegen rede und dabei höre, man müsse Haltung zeigen, widerspreche es dem, was er früher gelernt habe. Bei den Themen Covid und Ökologie gebe es inzwischen viele Wissenschaftler, die keine neutrale Positionen mehr haben, sondern zu Aktivisten geworden seien.

Bereits im März 2020 habe er in einem von fünf Corona-Trendszenarien prognostiziert, dass bei fortwährenden Lockdowns die einen der Gesellschaft resignieren, und die anderen rebellieren werden. Dieses Szenario trete nun ein, und man habe die Tendenz schon vor Corona beobachten können. Das Land sei von einer Entwicklung geprägt, die man in der Zukunftsforschung als Schweigespirale bezeichne. Werde das öffentliche Meinungsspektrum in den Medien immer weiter verdichtet und verkleinert, beobachte man bei jenen, die sich plötzlich nicht mehr darin befinden, eine zunehmende Ruhe.

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