Die „Colliser Alpen“ bilden einen wertvollen Biotopkomplex aus Halbtrockenrasen, Staudenfluren, Trockengebüschen und Trockenwäldern sowie Streuobstwiesen in der ansonsten landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Gerade die Halbtrockenrasenflächen, mit ihren typischen Pflanzenarten, wie z. B. Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), dienen als Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten.
Durch eine ehrenamtliche Erfassung der Insektenfauna (Schwerpunkt Schmetterlinge), konnten im Sommer 2020 bereits 185 Arten nachgewiesen, darunter 17 Arten der Roten Liste Thüringens. So konnte im Gebiet beispielsweise die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) erfasst werden, für die der Freistaat Thüringen eine besondere Verantwortung hat. Die überregionale naturschutzfachliche Bedeutung dieser Biotopausprägung wird zudem durch die geplante Ausweisung des Gebietes „Lasur und Eichberg bei Gera“ als Naturschutzgebiet unterstrichen, für welches die „Colliser Alpen“ eine herausragende Bedeutung im Biotopverbund haben. Ursprünglich wurden die im Projekt betrachteten Hanglagen beweidet und dadurch dauerhaft offengehalten. Zudem war es üblich, dass Ortsansässige das Grünland je nach Bedarf kleinflächig manuell mähten. Erst infolge dieser extensiven Bewirtschaftungsweise, konnten sich die artenreichen Halbtrockenrasen mit ihrer vielfältigen Insektenfauna entwickeln und etablieren. In den letzten Jahrzehnten wurden die Flächen jedoch nicht mehr bewirtschaftet und gepflegt. Durch die Nutzungsaufgabe und die damit einsetzende Sukzession, kam es zur Verfilzung bzw. Verbuschung und Versaumung der Offenlandflächen. So wurden zahlreiche für Insekten und deren Entwicklung notwendige Pflanzenarten und Biotopstrukturen, in wenige noch offen gebliebene Bereiche zurückgedrängt, wodurch zusehends eine Verarmung des Arteninventars des Offenlandes droht. Um das vorhandene Arteninventar zu stabilisieren und das Gebiet als Lebensstätte und Nahrungsquelle geschützter Arten nachhaltig zu sichern, ist dringend eine Revitalisierung der Halbtrockenrasen, sowie die Sanierung einer angrenzenden Streuobstwiese als weiterem bedeutenden Lebensraum durchzuführen.
Das gemeinsame Projekt der Unteren Naturschutzbehörde Gera und der Natura-2000-Station „Osterland“, umfasst insgesamt vier Teilflächen mit einer Gesamtgröße von 14’540 Quadratmetern, welche alle ein erhebliches Pflegedefizit aufweisen und in ihrer einstmals artenreichen, charakteristischen Ausprägung nur noch rudimentär zu erkennen sind. Seit Dezember 2020 wird hier durch großflächige Entbuschung und gezielte Gehölzentnahme der ursprüngliche Offenlandcharakter wiederhergestellt. Weiterhin wird, als Grundlage für eine dauerhafte Pflege, eine ersteinrichtende Mahd durchgeführt, wodurch die ehemals offenen Wiesenbereiche wiederhergestellt werden und derzeit dominierende Pflanzenarten wie Gräser, zurückgedrängt werden. So wird zukünftig der Anteil von Blühpflanzen erhöht. Sämtliches anfallendes Mahd- bzw. Schnittgut wird von den Flächen beräumt, damit die Nährstoffarmut der Standorte erhalten bleibt. Zusätzlich wird eine im Projektgebiet liegende verbrachte Streuobstwiese durch einen fachgerechten Gehölzschnitt revitalisiert. Der dauerhafte Schutz der wiederhergestellten Lebensräume, ist im Anschluss nur durch eine gezielte Pflege möglich. Deshalb wird zukünftig eine extensive Mischbeweidung mit Schafen und Ziegen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes angestrebt.
Dieses Projekt wird über das Programm zur „Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (NALAP)“ sowie aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)“ gefördert.
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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