QUARANTÄNE UND SPERRZEITEN ALS TEIL DER NEUEN NORMALITÄT

„Das Virus ist da und bleibt uns lebenslang erhalten”, stellte der Virologe Hendrik Streeck am Donnerstag, den 1. Oktober 2020, in der Fernsehsendung von Markus Lanz klar. Aber wohin wird das bei gleichzeitiger Ausweitung der PCR-Tests führen? Das fragen sich derzeit immer mehr Menschen mit Blick auf die kommenden Monate, und gehen davon aus, dass die neuen Verhaltensregeln mitsamt der hinzukommenden Einschränkungen dauerhaft bestehen bleiben.

In der ARD-Sendung Monitor konstatierte man am 2. April 2020, kurz nach Beginn der Phase-I-Beschränkungen, folgendes (siehe „https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/monitor/videosextern/eingriff-in-die-grundrechte-wie-weit-geht-der-staat-100.html”: Elementare Grundrechte wurden aufgehoben oder massiv eingeschränkt. Artikel 8, Versammlungsfreiheit, wurde praktisch vollständig aufgehoben, ebenso Artikel 2, die Freiheit der Person, Artikel 11, die Freizügigkeit, Artikel 13, die Unverletzlichkeit der Wohnung, Artikel 12, die Freiheit der Berufsausübung, Artikel 14, die Eigentumsgarantie.

Mittlerweile sind zehnmal soviele Tests wie in den Monaten April und Mai nötig, um die sogenannten Infektionszahlen ansteigen zu lassen. Nach „Flatten the curve”, Verdoppelungszeit und dem R-Wert verleiht diese Zahl der Sache gegenwärtig die höchste Dramatik. Von einer Herdenimmunität ist gar keine Rede mehr, stattdessen von einer neuen Solidarität, mit der Maske als Symbol der Freiheit (siehe „https://www.stern.de/gesundheit/kolumne–warum-die-maske-ein-symbol-unserer-freiheit-ist-9434834.html?utm_campaign=stern_fanpage&utm_medium=posting&utm_source=facebook&fbclid=IwAR0Oy1kTtOJEl_0MigfMl-Efz6qqNIaNnlw2vfHnmez4BZsgV_YscP3TPGY”). Nun ist es absehbar, dass die Großstädte nach und nach zu Risikogebieten erklärt werden. Wer sie verlassen möchte, benötigt vielleicht schon bald eine Bescheinigung, die sich zunächst auf das Testergebnis bezieht, und später auf die „freiwillige“ Impfung, welche ständig erneuert werden muss. Vorher aber wird die Maske auch im Freien zur Pflicht werden.

Mit der Argumentation, man müsse sich einschränken, um andere Menschen zu schützen, kann man die Freiheit beliebig eingrenzen, und zwar so, dass es die Mehrheit für eine moralische Notwendigkeit hält. Es wird schließlich immer jemanden geben, der schwächer ist, als man selbst.

Das RKI schrieb allerdings auch in seinem zurückliegenden Wochenbericht: „Seit der 16. KW 2020 gab es keine Nachweise mehr von SARS-CoV-2 im Sentinel”. Beim Sentinel-Programm handelt es sich um ein repräsentatives „Sentinelsystem (…), das im europäischen Rahmen einen Spitzenplatz einnimmt”, schreibt das RKI. Es gebe „einen Überblick über die epidemiologische Situation der akuten Atemwegserkrankungen im Allgemeinen und der Influenza im Besonderen.” In diesem Programm, das heißt, in den teilnehmenden Arztpraxen, ist das Virus seit April nicht mehr erschienen.

Der Soziologe Prof. Harald Welzer glaubt, dass die während der Pandemie bewiesene Eigenverantwortung als Vorbild in unserer Demokratie taugt. „Dass wir vielleicht lernen, dass eine Demokratie nur funktioniert, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger selber als verantwortlich dafür empfinden.” Über die erweiterte Maskenpflicht sprach die Bundeskanzlerin mit den Oberhäuptern von elf deutschen Städten am 9. Oktober 2020, außerdem über Kontaktbeschränkungen und Sperrstunden. Anschließend appellierte sie erneut an die Bürger, sich umsichtig zu verhalten. Es zeigt sich, dass die Wörter Freiheit und Demokratie immer mehr mit Begriffen verknüpft werden, die zu einer völlig neuen Auffassung dieser Werte führen.

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