PROFESSIONELLER BÜHNENTANZ UNTER STRENGEN VORKEHRUNGEN

Zu sehen sind, von links nach rechts, Emilie Menezes de Siqueira, Ballettmeister Viktor Koldamov, Repetitorin Simona-Laura Hanga, Sanaho Kitamoto, Ballettdirektorin Silvana Schröder und Carlos Boeira vom Thüringer Staatsballett. Einschließlich der 14 Eleven sind die insgesamt 36 Tänzerinnen und Tänzer seit dem 25. Mai 2020 in kleine Gruppen aufgeteilt, wobei jeweils gleichzeitig auf drei verschiedenen Bühnen des Theaters in Gera für eine Stunde lang trainiert wird. Bei sechs Trainingstagen und zwei Einheiten pro Tag kommt jeder Tänzer somit auf jeweils vier Trainingseinheiten. (Bild: Ronny Ristok, Theaterfotograf)

Das Thüringer Staatsballett nimmt unter strengen Vorkehrungen das Präsenz-Training wieder auf.

Noch Anfang März 2020 stand das gesamte Ensemble des Thüringer Staatsballetts, bestehend aus 22 Tänzerinnen und Tänzern, auf der Bühne des Großen Hauses in Gera und feierte mit großem Erfolg die Premiere des zeitgenössischen Dreiteilers Impulse. Als Mitte desselben Monats der Spielbetrieb des Theaters Altenburg Gera stillgelegt wurde, hatte dies für alle fünf Sparten Konsequenzen, deren Ausmaß schwierig zu kalkulieren war. Seit geraumer Zeit erfreuen die Künstler des Hauses nun alternativ über die medialen Kanäle und virtuellen Räume die Herzen ihres Publikums, und schaffen es auf diese Weise, den „persönlichen Draht“ in gewisser Weise aufrechtzuerhalten.

Auch Mitglieder des Thüringer Staatsballetts, unter seiner Direktorin und Chefchoreografin Silvana Schröder, liefern im Rahmen dieser Aktion regelmäßig Beiträge. Doch die Compagnie ist auch noch in anderer Form online aktiv: Mehrere Wochen lang hielten die drei Ballettmeisterinnen und Ballettmeister, Maud Wachter-Trémeau, Viktor Koldamov und Vitalij Petrov, abwechselnd sechs Mal wöchentlich ihre 90-minütigen Trainingseinheiten über virtuelle Plattformen ab und wurden dabei sogar live am Klavier begleitet, wobei sich die Repetitorin, ebenfalls von Zuhause aus, zuschalten konnte. Immerhin half diese Interimslösung den Tänzerinnen und Tänzern dabei, ihre körperliche Fitness und Muskelwärme aufrecht zu erhalten. Doch dauerhaft kann virtuelles Training die Originalbedingungen, die essentiell benötigt werden, um beispielsweise auch das Verletzungsrisiko zu verringern, bei weitem nicht ersetzen: flexiblen Tanzboden aus spezifischem Material, um Sprünge oder den Tanz auf Spitze abzufedern; räumliche Weite, um diverse Sprünge, Drehungen und Hebungen zu probieren oder lange Ballettstangen, um bei den klassischen Übungen Halt zu gewähren. „Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Aspekt der körperlichen Interaktion, weil beim Tanz unter idealen Bedingungen nicht nur Pas-de-Deux, Hebungen oder Gruppenformationen auf die Bühne gebracht werden, sondern auch Korrekturen in Bezug auf die Körperhaltung oder die Ausführung mancher Schritte und Bewegungen vorgenommen werden müssen,“ so Silvana Schröder, „Beim Training vor Ort hat der verantwortliche Ballettmeister wenigstens direkten Sichtkontakt, auch wenn Berührungen mit den Tänzerinnen und Tänzern derzeit nicht möglich sind.“

Parallel zu den Internet-Trainingseinheiten entwickelte die Ballettdirektion gemeinsam mit der Technischen Direktion und der Haustechnik innerhalb eines langwierigen und komplizierten Prozesses einen detaillierten Plan, der nun die Durchführung von Live-Trainings unter strengen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen gestattet. Einschließlich der 14 Eleven sind die insgesamt 36 Tänzerinnen und Tänzer seit dem 25. Mai 2020 in kleine Gruppen aufgeteilt, wobei jeweils gleichzeitig auf drei verschiedenen Bühnen des Theaters in Gera für eine Stunde lang trainiert wird. Bei sechs Trainingstagen und zwei Einheiten pro Tag kommt jeder Tänzer somit auf jeweils vier Trainingseinheiten. Auch die Plätze an den Stangen sowie die Garderoben und Duschen wurden explizit zugeteilt, so dass sie entweder einzeln oder von Mitgliedern, die in einem Haushalt leben, genutzt werden können. Nach jeder Lektion werden die Räumlichkeiten und Ballettstangen gründlich gereinigt und belüftet. Daneben wurden auch weitere Schutzmaßnahmen für die organisatorischen Mitarbeiterinnen in den Ballettbüros getroffen, damit sie wieder vor Ort arbeiten können. Diese Sicherheitsvorkehrungen durchlaufen nun erst einmal eine zweiwöchige Testphase, so dass ggf. noch Änderungen oder Ergänzungen zugunsten Aller vorgenommen werden können.
„Ich freue mich sehr, dass wir wieder im Theater trainieren dürfen“, resümiert die italienische Tänzerin Stefania Mancini nachdem sie von den Wiederaufnahmeplänen erfahren hatte. Ob bzw. wann man sie u. a. wieder als Clara in Tschaikowskis großformatigen Ensemble-Klassiker Der Nussknacker erleben kann, bleibt derzeit jedoch noch abzuwarten.

QUELLE: THEATER ALTENBURG GERA GGMBH

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