WANN WIRD DIE TOTALE ÜBERWACHUNG AKZEPTIERT?

Wie weit kann die Überwachung der Allgemeinheit gehen, und wie groß muss die Unsicherheit sein, dass bislang unverstellbare Maßnahmen als notwendig empfunden werden? Wo befinden wir uns in zehn Jahren, wenn sich die Entwicklung in gleicher Weise fortsetzt? Während das Hinterfragen von scheinbar zusammenhanglosen Dingen zunehmend obsolet wird, wartet eine immer größere Zahl von Menschen auf noch restriktivere Maßnahmen, von denen sie glauben, nur so könne der unsichtbare Feind besiegt werden.

Zeitungen und Rundfunk berichten mit zunehmender Häufigkeit über die Verwendung von Daten mobiler Geräte. Um die Sicherheit zu erhöhen und Infektionsketten besser nachvollziehen zu können, wird derzeit nach Möglickeiten auf freiwilliger Basis gesucht.

Erstaunliches war am 29. März 2020 ab 12.20 Uhr im Deutschlandfunk zu hören. Die Jounalistin Marianthi Milona berichtete darüber, wie in Griechenland die Ausgangssperre kontrolliert wird: Es werde eine Telefonnummer bekanntgegeben. Jedesmal, wenn man das Haus verlassen möchte, müsse man eine SMS an diese senden und dabei eine bestimmte Nummer angeben. Eine „eins“ bedeute, man gehe einkaufen, die Nummer „drei“, man möchte zwei Stunden spazieren gehen, Nummer „sieben“ man wolle zum Arzt gehen. Bei Polizeikontrollen in der Öffentlichkeit müsse man dann auf seinem Mobilfunktelefon zeigen, dass man die SMS mit der dazugehörigen Nummer abgesandt habe.

Je länger die Beschränkungen gelten, und je näher der Sommer kommt, desto gravierender wird die Anzahl der Verstöße werden. Dessen dürfte sich auch die Bundesregierung bewusst sein. Bis zum Weißen Sonntag sollen die derzeitigen Maßnahmen nicht gelockert werden, hieß es. Wird die Frist verlängert, dann, so spekulieren einige Bürger, womöglich mit der Begründung, es habe an den warmen Osterfeiertagen viele Kontakte gegeben und man wolle die Auswirkungen abwarten. Mit einer Lockerung ist jedenfalls auch dann nicht zu rechnen, wenn sich die Fallzahlen erst nach zehn Tagen verdoppeln, anstatt nach sechs, wie Ende März. Die Zahl der Betroffenen könnte nämlich, so fürchtet man, wieder nach oben schnellen.

Man darf annehmen, dass es im Winter eine zweite Infektionswelle geben wird, und in den Jahren danach ein Virus auf das nächste folgt, wenn man den Fernseher einschaltet — solange, bis irgendwann die Angabe eines Grundes für das Betreten des öffentlichen Raumes, das An- und Abmelden bei der zuständigen Behörde, Überwachungen, Bewegungsprofile und vorgegebene Routen als richtig und wichtig angesehen werden.

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