Bleiben wir zunächst bei den Zahlen: Das neuartige Coronavirus wurde in Deutschland erstmalig am 27. Januar 2020 nachgewiesen. Inzwischen informiert das Bundesgesundheitsministerium regelmäßig über den Stand in Sachen 2019-nCoV.
Stand 1. Februar 2020
- Deutschland: sieben Fälle gemeldet
- global: 11’791 Fälle gemeldet, davon 259 verstorben
Stand 2. Februar 2020
- Deutschland: acht Fälle gemeldet
- global: 14’380 Fälle gemeldet, davon 304 verstorben
Stand 3. Februar 2020
- Deutschland: zehn Fälle gemeldet
- global: 17’400 Fälle gemeldet, davon 360 verstorben
Stand 4. Februar 2020
- Deutschland: zwölf Fälle gemeldet
- global: 20’400 Fälle gemeldet, davon 426 verstorben
Die Symptome können eine sehr geringe Ausprägung haben und sich manchmal erst nach zwei Wochen zeigen. Das erschwert es, die Erkrankung von einer gewöhnlichen Erkältung zu unterscheiden. Bis der Verdacht zum Besuch eines Arztes veranlasst, könnte das Virus längst etliche andere Personen erreicht haben. Oder es könnte sich unerkannt in eine normale Erkältungswelle einschleichen.
Viele Menschen sind derzeit verunsichert, suchen nach Antworten und stoßen dabei auf die unterschiedlichsten Mutmaßungen. In den sozialen Netzwerken wird die Situation nicht selten ausgenutzt, um mit dramatisierenden Beiträgen Aufmerksamkeit erregen, während über das Abklingen bei ansonsten gesunden Menschen kaum berichtet wird, ebenso wenig über die Vorerkrankungen der Toten. Andere können sich die Unterschiede bei der Bekämpfung des Virus nicht erklären und werden stutzig.
Die Nichterwähnung wichtiger Erkenntnisse und das Fehlen von Erklärungen sind der Nährboden für Spekulationen, die sich noch schneller ausbreiten und ebenso mutieren können, wie das Virus selbst.
Die chinesische Regierung brauche einen Vorwand für das Abriegeln ganzer Städte und restriktive Maßnahmen, heißt es da zum Beispiel. Denn sie rechne bald mit einer Wirtschafts- und Finanzkrise und wolle verhindern, dass sich auf der Straße Protestbewegungen formieren. Andere glauben, es gehe um die Überbevölkerung und wähnen sich auch schon unter denen, die man in der neuen, transformierten Gesellschaft ohnehin nicht mehr brauchen wird. Die Nutzlosen würden zu einem Risiko für das System, und Viren könnten am Beginn zumindest unliebsame Ansammlungen verhindern. Zur Untermauerung der These werden gern auch die in Georgia aufgestellten steinernen Orientierungstafeln herangezogen, bekannt als „Georgia Guidestones”, durch welche gewisse Eliten der Welt sagen, dass die Erde nicht mehr als 500 Millionen Menschen haben sollte. Andere stützen ihre Vermutungen auf die berüchtigte Deagel-Liste. Hierbei soll es sich teilweise um interne Zahlen aus Militärkreisen handeln, die den Weg in das weltweite Datennetz gefunden haben und unter der gleichnamigen Adresse der Öffentlichkeit zur Kenntnis gegeben werden. Dort ist unter vielen Daten und Staaten auch Deutschland zu finden — mit einer prognostizierten Einwohnerzahl von 28 Millionen im Jahre 2025, angeblich basierend auf nichtöffentliche Bevölkerungsvorausberechnungen.
Auf dem ersten Blick scheinen sich die einzelnen Puzzleteile gut zu einem Gesamtbild zu fügen. Doch hier ist Obacht geboten. Je unwahrscheinlicher eine Theorie ist, desto kürzer ist deren Lebensdauer, und umso schneller wird das durch sie erzeugte Bild löchrig und benötigt immer neue Puzzleteile, um aufrecht erhalten werden zu können. Ständig neue Fragmente suchen zu müssen, um jene zu ersetzen, die sich nach einiger Zeit als unpassend herausstellen, das spricht nicht dafür, der Wahrheit nahe zu sein. In wenigen Monaten dürfte sich also zeigen, was von den Virus-Theorien zu halten ist.
Nebenbei bemerkt, geben Spekulationen auch Auskunft über den Zustand der Gesellschaft. Je öfter sie vorkommen, desto größer ist die Unsicherheit, und je wilder sie sind, umso ausgeprägter ist das Misstrauen. Ausgeschlossen ist vieles nicht. Vielleicht steht auch bald ein Impfstoff zur Verfügung, der wiederum zu neuen Spekulationen veranlasst.
Unlängst wurde aus Thailand die erfolgreiche Behandlung einer infizierten Frau gemeldet. Sie hatte eine Mischung aus Grippe- und HIV-Medikamenten erhalten. Der Höhepunkt der Epidemie soll chinesischen Experten zufolge Mitte Februar erreicht sein.
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