Eine der größten Baumaßnahmen seit mehr als 20 Jahren auf einem städtischen Friedhof ist abgeschlossen. Lesen Sie hierzu die Mitteilung der Geraer Stadtverwaltung.
Mit einem Aufschrei begannen die Baumaßnahmen auf dem Untermhäuser Friedhof: „Wie könnt ihr die Douglasien fällen?“. Das war 2017 der meist gehörte Vorwurf an das Geraer Amt für Stadtgrün. Nach Aufklärung zum Fall setzte sich Anerkennung durch für eine der größten Baumaßnahmen seit mehr als 20 Jahren auf einem Geraer Friedhof. Dabei wurde eine komplette, noch aus dem 19. Jahrhundert stammende, Abteilung neu gestaltet. Die Stadtverwaltung Gera investierte aus Eigenmitteln rund 230’000 Euro. Mit dem jetzt abgeschlossenen zweiten Bauabschnitt schätzt Amtsleiter Matthias Mittenzwey ein: „Wir haben ein gutes Ergebnis erreicht bei der Sanierung am historischem Standort.“ Neben neuen Wegen und Einfassungen, Papierkörben und Bänken sei auch die von der Bevölkerung gewünschte Form der Baumbestattung jetzt hier möglich. Wie auch auf dem Ostfriedhof finden die Urnen naturnah kreisförmig direkt unter Bäumen ihren Platz. Erste Bestattungen gab es bereits.
Beim schweifenden Blick über den Friedhof bleibt Mittenzwey im angrenzenden Stadtwald stehen. Auch diesen bewirtschaftet sein Amt auf einer Fläche von über 837 Hektar. Der Wald macht ihm Sorgen. Die Sommer mit Hitze und Trockenheit setzen ihm genauso zu wie Borkenkäfer und Stürme. „Zwar geht es unserem Wald noch relativ gut. Wir haben einen von Förster Ronald Felgner gezogenen Mischwald. Der ist resistenter als beispielsweise eine Fichten-Monokultur. Der Brocken mit toten Fichtenwäldern weit und breit ist ein furchtbares Beispiel. Aber auch bei uns sterben allein aufgrund der Trockenheit über einhundert Jahre alte Buchen und alte Lärchen“, so Mittenzwey. Er vergleicht den Zustand des Waldes mit einer „mindestens mittelschweren ‚Bronchitis‘. Wir müssen sehr viel Aufwand betreiben, damit sich der Zustand nicht verschlechtert“, so der Waldfachmann. Das heiße vor allem: dem Borkenkäfer zu Leibe rücken und ihm die Lebensbedingungen erschweren. Dafür entfernt das Amt für Stadtgrün das viele Schadholz im Wald, das vor allem durch die Frühjahrsstürme 2019, Benjamin, Bennet, Eberhard und Franz anfiel. So wird verhindert, dass sich der Borkenkäfer im Schadholz vermehrt und im gesunden Wald ausbreitet. Und: „Wir müssen Bäume fällen, um gesunde Bäume zu schützen“, so Waldfachmann Mittenzwey. Sobald an einem Baum Bohrmehl sichtbar ist, ist „der Wurm drin“. Bleibt der Baum stehen, vermehren sich die Käfer und befallen die nächsten Bäume. Deshalb muss der Baum schnellstens weg. Nachbarbäume sind meist auch mit betroffen.
Mit den rund um Liebschwitz im Wald nistenden Schwammspinner-Raupen gebe es im Stadtwald übrigens kaum Probleme. „Im Stadtwald steht deshalb nicht Raupen-Eier-Bekämpfung wie in Liebschwitz, sondern Baumschutz an“, sagt Mittenzwey. Und um zerstörten Wald wieder aufzubauen, arbeite das Amt auch am Baumnachwuchs. „Wir haben 2019 in Größenordnungen Stecklinge gesetzt“, erinnert Mittenzwey. Er dankt nochmals der Bevölkerung und allen Initiativen für die großartige Hilfe bei Tausenden Stecklingspflanzungen. Und für die Reparatur vieler beschädigter Forstwege stehen vom Freistaat Thüringen rund 86’000 Euro Soforthilfe zur Verfügung.
Amtsleiter Mittenzwey schaut jetzt wieder im Friedhof Untermhaus auf die neuen Wege und Bänke. Er stemmt die Arme in die Seite und sagt: „Na dann, weiter geht’s“.
Das Amt für Stadtgrün sorgt mit 68 Beschäftigten für Pflege beziehungsweise Betrieb von:
- 160 ha Grün- und Parkanlagen einschließlich Dahliengarten; das sind rund 160 Fußballfelder, die zwei bis sechsmal jährlich gemäht werden, für die Winterdienst, Anliegerpflichten, Planung und Umgestaltung laufend anstehen
- 60 Hektar Straßenbegleitgrün; rund 60 Fußballfelder mit zwei bis dreimal jährlicher Mahd
- rund 40’000 Bäumen im Stadtgebiet (außerhalb des Stadtwaldes)
- 60 laufende Kilometer Hecken
- 71 Spielplätzen mit Planung und Bau der Anlagen
- 13 Friedhofe mit Friedhofsverwaltung, rund 30 ha Pflegeflächen, zahlreichen Denkmalen, über 1000 Bestattungen jährlich auf elf kommunalen Friedhöfe und zwei kirchlichen Friedhöfen; Betreibung des Krematoriums; Planung, Bau und Unterhalt von Grabanlagen
- 837 Hektar Stadtwald (entspricht rund 837 Fußballfeldern), zuzüglich Kontrolle der Verkehrssicherheit an Waldrändern entlang von Straßen
- neun städtischen Brunnen
QUELLE: STADTVERWALTUNG
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