Dem Deutschlandfunk und einigen Hörern viel auf, dass sich sowohl in den eigenen Sendungen, aber auch in anderen Medien, vergleichsweise wenig Frauen zu Wort melden, wenn es darum geht, sich über das ein oder andere Thema zu äußern. Genau darüber wurde in der jüngten Ausgabe von Mediasres gesprochen.
Eine Hörerin meinte, dies liege an der Sozialisation. Männer glaubten beispielsweise, dass für ihre zum Teil auch sehr spontane Meinung ein großes Publikum schon angemessen sei. Ein Herr aus Tübingen teilte mit, er habe als Gasthörer am Ende einer Vorlesung festgestellt, dass sich in der anschließenden Fragerunde fast nur Männer meldeten, obwohl das Auditorium zur Hälfte mit Frauen besetzt gewesen sei. Er meinte, Frauen seien zur Zurückhaltung erzogen worden und trauten sich oftmals nicht. Diese Einschätzung teilte auch ein Hörer aus Berlin und ergänzte, Frauen wollten Diskussionen tendenziell eher weiterbringen, um gemeinsame Lösungen zu finden, während Männer diskutieren würden, um sich selbst zu produzieren. Er glaubt, Frauen differenzieren eher, und Männer hören sich oftmals selbst gern reden. Andere vertreten die Ansicht, Frauen und Männer hätten unterschiedliche Interessen und seien doch nicht so gleich, wie es gern proklamiert werde. So könnte es sein, dass sich im Deutschlandfunk deshalb vorwiegend männliche Hörer melden, wie dieses Geschlecht in der Hörerschaft stärker vertreten sei. Eine weitere Hörerin merkte an, dass Frauen in reinen Frauengruppen sehr häufig auch dann in der männlichen Form sprächen, z. B. vom Fahrradfaher oder Lehrer, wenn sie andere Frauen damit meinten. Hier stimme das Selbstverständis noch nicht, ist sie überzeugt, und schlussfolgert, es sei noch ein langer Weg bis zur Partizipation. Eine Hörerin aus Dresden dagegen empfindet die Verwendung der männlichen Form eines Wortes nicht als diskriminierend. Es sei für sie selbstverständlich, dass die männliche Form beide Geschlechter meine. Zudem äußerten sich Männer eher sachlich; Frauen hingegen diskutieren eher emotional und kämen nicht auf den Punkt. Die nachfolgende Dame wiederum sah es genau andersherum und will bei ihrer Tätigkeit festgestellt haben, dass das von Männern Gesagte in der Praxis oftmals höher gewichtet wird. Männer seien geltungssüchtiger, aufbrausender, äußerten schneller ihre Meinung ohne nachzudenken, glaubte die anschließend zugeschaltete Hörerin und fuhr fort, Frauen seien eher zuhörend, zurückhaltend und zögen es in Gesprächsrunden vor, sich ersteinmal die anderen anzuhören. Auch überlegten sie, wie sie ihre Meinung so darlegen könnten, dass niemanden beleidigt wird und das Gesagte gut formuliert sei. In einem Diskurs mit schnellem Wortwechsel kämen sie dann bei solchen Überlegungen nicht mehr zum Zuge.
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