CENTRA – DIE ERSTE KAUFHALLE IN GERA

Die Kaufhalle „Centra” war die erste ihrer Art in Gera. (Bild: Stadtarchiv/Clement Toepel)

An der Stelle des heutigen UCI-Kinos befand sich einst Geras erste Kaufhalle. Zum zehnjährigen Bestehen der „Centra“ schrieb die Zeitung Volkswacht, welche mitsamt ihrer Art der Berichterstattung nun selbst Teil der Geschichte ist, über das Geschehen in der Verkaufsstätte.

Am 29. Oktober 1971 öffneten sich die Türen von Geras erster großer Kaufhalle, der „Centra”. Vorige Woche, am 29. Oktober 1981, feierte die rund 50köpfige Kaufhallenbesatzung den 10. Geburtstag. Vieles hat sich in diesen zehn Jahren verändert. Inzwischen ist die „Centra” die älteste der inzwischen dazugekommenen zehn Kaufhallenschwestern in der Stadt. Längst sind auch die „Kinderkrankheiten” vom Anfang ausgestanden. Lächelnd erinnert sich Kaufhallendirektorin Edeltraud Henning daran, daß es gar nicht einfach war, die unterschiedlichen Methoden und Erfahrungen der Verkäuferinnen, die aus kleinen Läden und Kollektiven kamen, passend für so eine große Verkaufsstätte zu machen. Jetzt ziehen sie alle an einem Strang, von der Ältesten, der 63jährigen Elli Allysat, bis zum 16jährigen Lehrling. Anders ist es auch gar nicht möglich, denn täglich kommen bis zu 8000 Kunden, um von der Zahnpasta über das Sahneeclair bis zum Kartoffelbeutel ihre Einkäufe zu tätigen. Täglich rollen 35 Fahrzeuge an, die bis zu 40 Tonnen Ware bringen. Ware, die verladen, ausgepackt und einsortiert werden muß. Früh sechs Uhr erscheinen die ersten Einkäufer, und abends um 19 Uhr verlassen die letzten Kunden die große Einkaufshalle. Noch lange brennt dann das Licht, denn die Regale werden aufgefüllt, der Fußboden blankgewischt, alles wird bereitgemacht für den nächsten Einkaufstag. 1978 nahm das Kollektiv für seinen Fleiß den Orden „Banner der Arbeit” entgegen. Seit 1974 verteidigt es erfolgreich die Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit” und „Bereich der vorbildlichen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit”. Jahr für Jahr ließen sich die Handelsleute etwas einfallen, um ihre Kaufhalle noch anziehender zu machen: 1974 wurde der Kiosk eingerichtet mit Spät- und Wochenendverkauf. 1975 überraschte man die Kunden mit einer Käsebar, 1978 mit einer Sahnestation. Obst- und Gemüsemarkt im Sommer, der Weihnachtsmarkt im Winter gehören längst zum gewohnten Bild der „Centra” . Einer Hexerei gleich kam die Renovierung der Kaufhalle im Januar, zu Ehren des X. Parteitages. Sonnabends, 11 Uhr, schloß sie, Montag, 14 Uhr, öffnete sie wieder, in neuen Farben erstrahlend und hübsch dekoriert. Nicht nur für die Kunden verbesserte sich vieles. Das Kaufhallenkollektiv erhielt einen ansprechenden Aufenthaltsraum mit Frühstücksversorgung, und die Jugendbrigade „Deutsch-Sowjetische Freundschaft” nennt einen Versammlungsraum ihr eigen. Viel Zeit zum Feiern blieb den Frauen und Männdern der „Centra” nicht, denn 24 Millionen Mark Jahresumsatz verlangen jeden Tag, jede Stunde hohe Leistungen. Eines aber konnten sie an diesem Tag konstatieren: „Es waren zehn Jahre, die sich gelohnt haben für uns und unsere Kunden.”

„Volkswacht”, Organ der Bezirksleitung Gera der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 4. November 1981

Bilder des Geraer Stadtarchives zeigen das Gelände vor bzw. unmittelbar nach der Errichtung der Kaufhalle:

In den Folgejahren entstanden in der schnell wachsenden Stadt Gera weitere Kaufhallen. Auch darüber wurde damals stolz berichtet.

Noch fleißig gebaut wird an der Konsum-Kaufhalle in Lusan an der „Brüte”, die noch in der Woche vor Weihnachten übergeben werden soll. (Bild: Volkswacht, 4. Dezember 1980)

Die „Fünfte” in fünf Jahren

Mit Freude sehen die Lusaner Einwohner der Bauabschnitte IV und V die neue Kaufhalle an der „Brüte” ihrer Vollendung entgegen. Sie wird die fünfte große Kaufhalle für Waren des täglichen Bedarfs im Fünfjahresplanzeitraum von 1976 bis 1980 sein, die in unserer Stadt zur besseren Versorgung der Bevölkerung gebaut wurden. So entstanden 1976 die Kaufhallen Süd und Pskower Straße, ein Jahr später folgte die Kaufhalle Nord II und im vergangenen Jahr wurde die Kaufhalle „Laune” in Lusan eröffnet. Insgesamt wurden 4437 m² neue Verkaufsraumfläche geschaffen. Beachtlich, was dort an Regalen, Kühltruhen und Waren steht, was dort täglich transportiert, sortiert, gelagert, abgerechnet und verpackt sein muß.

Die Verkäuferinnen freuen sich auf die ersten Kunden

Ein halbes Dutzend Fragen an Rudolf Förste, Vorstandsmitglied Handel, zur neuen Konsum-Kaufhalle in Lusan

Die neue Kaufhalle „Brüte” in Lusan nimmt allmählich Gestalt an. Viele Lusaner Bürger haben das freudig registriert. Wann wird sie ihre Pforten für die Kunden öffnen?
Die Zielstellung der Baubetriebe lautet, dieses Objekt bis zum 15. Dezember an die Konsumgenossenschaft Gera zu übergeben. Allerdings gibt es noch Probleme bei der Realisierung der Aufgaben des VEB Kühlbetrieb. Doch wir werden von unserer Seite aus alle Anstrengungen unternehmen, damit die Kaufhalle noch in der Woche vor Weihnachten eröffnet werden kann. Das ist der Beitrag aller Mitarbeiter der Konsumgenossenschaft Gera-Stadt zur Kreisdeligiertenkonferenz der SED und anläßlich des 35jährigen Bestehens der Konsumgenossenschaft der DDR am 18. Dezember.

Wie groß ist die neue Kaufhalle?
Sie hat eine Verkaufsraumfläche von 1090 m² und ist der gleiche Typ wie die Kaufhalle an der Laune.

Hat sie irgendwelche Besonderheiten, die Vorteile für die Kunden bringen?
Als Vorteilhaft würde ich die Mehrfachkassenboxen bezeichnen, die den Kassendurchlauf erhöhen. Jeder Kunde hat seinen Korb schnell gefüllt, doch die langen Schlangen an den Kassen dehnen den Einkauf oft lange aus. Die Flaschenrücknahme befindet sich außerhalb der Kaufhalle mit einem separaten Eingang. Dadurch kreuzen sich die Kundenwege nicht und es entsteht nicht schon in der Eingangszone Andrang. Außerdem ist der Weg des Leergutes von der Rücknahme bis zum Verladen auf den LKW sehr kurz.

Eine so große Kaufhalle mit Personal zu besetzen, war und ist sicher auch keine einfache Aufgabe…
Natürlich nicht, aber ich kann mitteilen, daß wir die kassenmäßige Besetzung gut absichern. Probleme haben wir noch mit Fachkräften für die Abteilungen Fleisch und Obst und Gemüse. Trotz aller Schwierigkeiten muß ich sagen, daß unter den Kollegen, die dort ihre Arbeit aufnehmen werden und die schon jetzt mitten in den Vorbereitungsarbeiten stecken, wo sie sehr oft keinen pünktlichen Feierabend haben, Optimismus herrscht. Sie freuen sich alle gemeinsam auf die ersten Kunden. Für viele von ihnen, die aus kleinen und älteren Konsumverkaufsstellen unserer Stadt kommen, verbessern sich in dieser großzügig gebauten Kaufhalle die Arbeits- und Lebensbedingungen wesentlich.

Wie sind die Lieferanten auf die neue große Kaufhalle in der Stadt eingestellt?
Unsere Vorlieferanten, besonders das Backwarenkombinat, der Milchhof, die Getränkebetriebe und der Großhandel Waren täglicher Bedarf haben sich darauf vorbereitet, daß wir zu Weihnachten ein gutes Angebot bekommen und eine dementsprechende Versorgung sichern können. Für rund 5000 Bürger dieses Einzugsgebietes, wo es bisher noch keine Versorgungseinrichtung gab, werden sich die Einkaufsmöglichkeiten entscheidend verbessern, indem vor allem lange Wege wegfallen. Unsere Mitarbeiter wollen ihr Bestes geben, damit stets zufriedene Kunden die Kaufhalle verlassen.

Was ist für die Zukunft noch vorgesehen?
Im Frühjahr wollen wir einen Außenverkauf für Waren des täglichen Bedarfs einrichten, der stundenweise auch sonnabends und sonntags geöffnet ist. In der Obst- und Gemüsesaison werden wir vor der Kaufhalle auch einen Gemüsemarkt einrichten, wie er sich bei allen großen Kaufhallen bereits gut bewährt hat.

„Volkswacht”, Organ der Bezirksleitung Gera der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 4. Dezember 1980

Einige der alten Kaufhallengebäude stehen noch heute. Die „Centra” jedoch wurde am 30. September 1996 abgerissen, um Platz für den Bau des Multiplex-Kinos zu schaffen. Eröffnet wurde es am 17. Dezember 1997.

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