Über Alternativen zu den aus Erdöl gewonnenen Kraftstoffen und dem Verbrennungsmotor wird nicht erst seit heute nachgedacht. Schon vor Jahrzehnten sah man Probleme, die der zunehmende KFZ-Verkehr mit sich bringen wird. Rund 350 Millionen verkehrstüchtige KFZ gab es 1981 weltweit. Eine Milliarde KFZ sollen es im Jahre 2010 gewesen sein und 1,8 Milliarden werden für das Jahr 2035 erwartet. Bereits in den 1980er Jahren erschien folgender Zeitungsartikel:
Erdöl ist in vielen Ländern nicht nur dominanter Energieträger, sondern darüber hinaus ein wertvoller Ausgangsstoff für die chemische Industrie, insbesondere für die Herstellung von Plasten und Kunstfasern. Der rapid zunehmende Energieverbrauch und die rasche Entwicklung der chemischen Industrie haben den Erdölbedarf weltweit erhöht. Die Erdöl-Weltmarktpreise haben sich vervielfacht.
Vergaser- und Dieselkraftstoffe für Verbrennungsmotoren werden fast ausschließlich aus Erdöl gewonnen. Die gegenwärtig auf den Straßen der Welt fahrenden 350 Millionen Kraftfahrzeuge beanspruchen rund 20 bis 25 Prozent des geförderten Erdöls. Die Zahl der Kraftfahrzeuge in der Welt wächst jährlich um etwa 5 Prozent. Hält dieses Wachstum an, würde sich bis zum Jahr 2000 der Kraftfahrzeugbestand verdoppeln, also auf 700 Millionen Kfz anwachsen … Dafür aber kann keine gleichermaßen anwachsende Erdölmenge bereitgestellt werden. Nicht zu rechnen ist damit, daß der herkömmliche Verbrennungsmotor in den nächsten Jahren durch eine andere Antriebsquelle für Kraftfahrzeuge verdrängt werden wird. Selbst ein Elektroauto, dessen Motor ausreichend lange aus Akkumulatoren mit Strom versorgt werden kann, bleibt nicht ohne Probleme. Für Batterien braucht man Blei in ziemlicher Menge. Und Blei ist überall knapp in der Welt. Neue Stromspeicher gibt es zwar, aber deren massenhafter Einsatz ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.
In einigen Ländern Südamerikas wird versucht, durch den Einsatz aus landwirtschaftlichen Produkten (z. B. Zuckerrohr) zusätzlich gewonnenen Alkohols für Verbrennungsmotoren dem Erdölmangel zu begegnen. Aber Produkte, die der menschlichen Ernährung dienen können, zu Kraftstoff für Fahrzeuge verarbeiten zu wollen, ist keine Lösung.
Also bleibt unser aller Motto: S p a r s a m fahren.
„Thüringer Neueste Nachrichten”, Bezirkszeitung der National-Demokratischen Partei Deutschlands, 14. April 1981
Was bedeutet diese Tendenz für den Bedarf an Energie? Aller Voraussicht nach wird er weiter steigen, und es ist zu erwarten, dass sich durch die vorangetriebene Elektromobilität die Umweltbelastung nur in andere Bereiche, außerhalb der breiten Wahrnehmung, verlagert. Das könnte erklären, weshalb die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gegenwärtig auf das Klima gelenkt wird, und nicht mehr auf das gesamte Ausmaß der Belastung. Soll nämlich die Luft sauber bleiben, wird der Boden wahrscheinlich stärker von den Einwirkungen des Menschen betroffen sein: Es müssen seltene Rohstoffe gefördert und Abfallstoffe, z. B. radioaktive Materialen von den Kraftwerken, welche die Elektrizität erzeugen, eingelagert werden. Anfang 2019 umfasste der zivile Kernkraftwerkspark der Welt nach Angaben des schweizerischen Nuklearforums 450 Reaktoren in 31 Ländern. Die Kernkraft wird weltweit weiter ausgebaut. Würde man überall auf Windräder, Sonnen- und Wasserkraft setzen, müsste man bei einem steigenden Energiebedarf für Mobilität, autonomes Fahren und Vernetzung immer weitere Flächen der Natur in Beschlag nehmen und erheblich in die Landschaft eingreifen.
Zu beachten ist außerdem, dass in puncto Mobilität in nicht all zu ferner Zeit eine neue Etappe der Entwicklung erreicht wird. Mehrere Hersteller, wie z. B. die chinesische Firma Geely, arbeiten bereits an Fortbewegungsmitteln wie Flugtaxis nach Bauart einer Flugdrohne und könnten den Weltmarkt demnächst mit einem passablen Produkt überraschen. Diese Geräte werden dann erheblich mehr Energie als die heutigen Straßen-KFZ benötigen.
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