Das Haus Sorge 9 hat eine interessante Geschichte vorzuweisen. Vom ursprünglichen Gebäude blieb allerdings nur die straßenseitige Fassadenwand erhalten. Der Torbogen ist der Eingang zum Kaufhaus Amthorpassage.
Errichtet wurde das Haus nach dem großen Stadtbrand von 1780 auf dem Kellergeschoss seines Vorgängers, welches Elemente der Renaissance zeigt. Die Fertigstellung war im Jahre 1784. Zu dem vierflügeligen Gebäude gehörten zwei im Hofe befindliche Solitärbauten. Im Jahre 1786 wurden dort Wagenremisen gebaut.
Einen Teil der Räume im Haupthaus bewohnte damals der Stadtmusikus, der Mädchenschullehrer, der Ratsuhrmacher und der Ratskutscher. Außerdem war dort ab 1835 auch die Mädchenschule untergebracht. Die gesonderten Räume auf dem Grundstück wurden genutzt zur Unterstellung der Portechaisen (Tragsessel), der Ratspferde und der Feuerspritzen. Der Ratsmarstall diente in der Hauptsache der Leichenbeförderung und der Asche- und Fäkalienabfuhr, aber er übernahm auch private Fuhren.
Im Jahre 1805 kamen die neue „Armenfreischule“, die „Abend- und Sonntagsschule“ in das Gebäude. 1877 wurden in den Parterreräumen Läden eingerichtet. Im Hintergebäude entstand 1883 das Geraer Museum.
1928 wurde der Durchgang von der Sorge nach der Zeppelinstraße (heute Rudolf-Diener-Straße) geschaffen. Dieser ermöglichte einen kürzeren Weg zum Hauptbahnhof. Im demselben Jahr entstand hinter dem Gebäude ein Lichtspielhaus für kinematografische Vorführungen — das Palast-Theater. Eröffnet wurde dieses am 24. Januar 1928. Am 25. März 1930 war „Die Melodie des Herzens“ der erste in Gera gezeigte Tonfilm. Den Durchgang durch das Hintergebäude zierte der Wappenstein des abgebrochenen Bader-Tores, das am früheren Gymnasium stand. Seine letzte Vorstellung gab das Theater am 22. Februar 1998; genutzt wurde es danach bis zum 8. August 1998 vom „Comma Club“ als Ersatz für das in der Sanierung befindliche Gebäude Heinrichstraße 47. Danach wurden die Gebäude Sorge 9, Palast-Theater und Schloßstraße 10 abgerissen, wobei die Frontseite des Hauses Sorge 9 erhalten blieb. Dahinter errichtete man das Einkaufszentrum Amthorpassage. Die Grundsteinlegung war am 9. Juni 1999, die Eröffnung am 13. April 2000. In der Passage befindet sich auch die historische Dampfmaschine, welche zuvor in der Talstraße aufgestellt war. An der Hofseite des Neubaus wurden nun alle drei Wappensteine des ehemaligen Bader-Tores angebracht.
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