TATRA-GELENKWAGEN SEIT 40 JAHREN IN GERA UNTERWEGS

In Gera fuhren am 17. Februar 1979 zum erstenmal KT4D im Linienverkehr. Ab dem 2. Mai 1979 waren die beiden Fahrzeuge auch paarweise unterwegs. (Bild: Stadtarchiv/Martin)

Seit 40 Jahren verkehren Gelenkstraßenbahnwagen des tschechischen Herstellers CKD in Gera. Dem ersten Einsatz waren umfangreiche Messungen und Umbauten vorausgegangen. Zudem mussten neue Unterwerke für die Stromzufuhr errichtet werden.

Ende Dezember 1978 trafen die beiden Fahrzeuge mit den Seriennummern 167640 und 167641 in Gera ein und wurden am 12. Januar 1979 auf dem WEMA-Gelände Zwötzen/Lusan vom Eisenbahnwagen auf das dortige Straßenbahngleis gesetzt. Bevor beide ihrer Bestimmung übergeben wurden, erhielten die zum Zeitpunkt der Anlieferung rotweißen Fahrzeuge noch in der darauffolgenden Nacht einen neuen Anstrich unterhalb der Fenster: Das im Oktober 1967 eingeführte Farbschema orange-elfenbein mit schwarzem Absatzstreifen sollte auf die neuen Fahrzeuge, welche die Betriebsnummern 301 und 302 erhielten, übertragen werden.

Es folgten weitere Lieferungen; die bisherigen zweiachsigen Fahrzeuge und ihre Beiwagen konnten schrittweise ersetzt werden. Ab dem Jahre 1990 waren die KT4D schließlich der einzige Fahrzeugtyp im Linienverkehr. Nach dem Ende der DDR folgen mehrere Modernisierungen, die im Rahmen von Förderprogrammen durchgeführt werden konnten. Allmählich erhielten die Wagen eine modernere Ausstattung und ihr heutiges Aussehen, doch viele sind mittlerweile aus Gera verschwunden — abgelöst von den neuen NGT8G.

Wagen 340, der letzte unmodernisierte KT4D des Geraer Verkehrsbetriebes, verließ Gera am 17. Mai 2008 in Richtung Lemberg. Zuvor, am Freitag, den 16. Mai 2008, war er zwischen 10 Uhr und 16 Uhr ein letztes Mal unterwegs und auf der Linie 2 im Einsatz.

In der GVB-Werkstatt wurde der Wagen 320 ab Ende Sommer 2008 nach und nach in die Version der ersten Geraer KT4D zurückversetzt. Gearbeitet wurde an dem Fahrzeug nur, wenn die Mitarbeiter nicht mit den Linienfahrzeugen beschäftigt waren. Dadurch verschob sich die Fertigstellung ein wenig. Denn eigentlich sollte er am 17. Februar 2009 zum 30-jährigen Jubiläum der Geraer KT4D der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Arbeiten waren sehr umfangreich. Der Wagen erhielt eine neue Front, und seine bisherige wurde an den Wagen 349 geschweißt. Denn dieser war am Abend des 2. April 2008 in Bieblach auf der Kreuzung Straße des Bergmanns/Theaterstraße bei einem Verkehrsunfall durch Zusammenstoß mit einem Kleintransporter beschädigt und zum Entgleisen gebracht worden.
Am 18. Dezember 2008 wurde der Wagen 320 schließlich lackiert und erhielt die frühere Farbgebung.

Der historische Wagen 320 wurde am Samstag, den 2. Mai 2009, der Öffentlichkeit vorgestellt. Diesen Tag wählte man, da die ersten beiden KT4D 30 Jahre zuvor zum ersten Mal aneinandergekuppelt im Einsatz waren.

Die heutige Farbgebung weiß-gelb wurde im Jahre 1996 festgelegt und schrittweise, jeweils bei Hauptuntersuchungen oder anstehenden Lack-Erneuerungen, eingeführt. Als letzter erhielt sie Mitte August 2005 der Wagen 302.

Einige der KT4D wurden um ein Niederflurmittelteil erweitert und tragen nun die Typenbezeichnung KTNF8. Der erste war der Triebwagen 349. Auch die Steuerung wurde verändert. Statt Beschleuniger und Schütze kommen elektronische Steuerungen mit der Bezeichnung TV 14, bzw. TV-Progress zum Einsatz, die das heute für die Fahrzeuge typische hohe Summen verursachen. Bei den Doppeltraktionen ist seit einigen Jahren auch der Stromabnehmer des zweiten Wagens an die Oberleitung angelegt. Dadurch wird nicht nur die elektrische Kupplung entlastet, über die der zweite Wagen zuvor versorgt worden war. Es erhöht sich auch die Laufleistung der auf dem Stromabnehmer befindlichen Kohleschleifleisten von 30’000 auf 260’000 Kilometer. Denn da jede einzelne Schleifkohle mit geringeren Strömen belastet wird, ist auch eine geringere Erwärmung und Strukturveränderung feststellbar, was die Lebensdauer erhöht und die Kosten senkt.

Der Verschleiß macht sich bei den verbliebenen Fahrzeugen der Firma CKD immer mehr bemerkbar, sodass die Instandhaltung entsprechend aufwendig ist. Deshalb will man weitere Neufahrzeuge beschaffen. Sechs Niederflurwagen sollen im Jahre 2021, und sechs weitere im Jahre 2024 ausgeliefert werden. Es wird mit Kosten von 2,5 Millionen bis drei Millionen Euro pro Fahrzeug gerechnet, und einer Förderquote von 70 %.

Weiteres zu den in Gera eingesetzten Tatra-Wagen finden Sie in unserer Dokumentation:

Dokument „CKD-Linienfahrzeuge in Gera“

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