US-Präsident Donald Trump stellte am 18. Januar 2019 ein Strategiepapier des Pentagons zum Ausbau des militärischen Raketenprogrammes vor. Dem Weißen Haus zufolge handelt es sich um eine erste umfassende Bestandsaufnahme der Raketenabwehrsysteme nach neun Jahren. Die geplanten Systeme seien sowohl zur Verteidigung als auch zum Angriff geeignet. Ein neuer Gefechtsort sei der Weltraum.
Der US-Präsident sprach von Schurkenstaaten, welche ihre Arsenale stetig ausbauten und sich auf die Entwicklung von Langstreckenraketen konzentrierten, die die USA erreichen könnten. Das Pentagon nennt in seiner Analyse unter der Teilüberschrift „The Evolving Threat Environment“ („Die wachsende Bedrohungslage“) Russland und China. Die Investition in die geplanten Systeme bedarf der Genehmigung des US-Kongresses.
Trump hatte das Strategiepapier kurz nach seinem Amtsantritt in Auftrag gegeben. Die Ausarbeitung dauerte zwei Jahre.
Das Raketensystem der USA wird in seinem gegenwärtigen Zustand als unzureichend bezeichnet. Bei Versuchen sei nur jede zweite Rakete abgefangen worden. Viele Physiker glauben mit Blick auf diese Analyse jedoch, dass die Bilanz im Ernstfall deutlich schlechter ausfällt. In Alaska befänden sich beispielsweise mehr als 20 Abfangraketen. Käme eine Rakete aus Russland und würden alle 20 Raketen aktiviert, läge die Trefferquote bei nur 20 %.
Zur Überlistung von Raketenabwehrsystemen werden häufig Attrappen verwendet. Es handelt sich hierbei um leichte, aufblasbare Ballons, die Raketengefechtsköpfe simulieren. Unter diesen vielen Ballons befindet sich der echte Gefechtskopf. Das Abwehrsystem ist nicht imstande, die Ballons vom feindlichen Raketengefechtskopf zu unterscheiden. Dadurch treffen die meisten Abwehrraketen die Ballons.
Laut dem Strategiepapier des Pentagons soll das Abwehrsystem bei Fort Greely in Alaska auf 64 Raketen erweitert werden. Es wird angeregt, über einen dritten Standort nahe der Ostküste, im Raum Ohio oder Michigan, nachzudenken. Das zweite System innerhalb der USA befindet sich auf der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien.
In der Erdumlaufbahn sollen Sensoren platziert werden, die noch besser melden, wo Raketen oder die neuen Hyperschallmarschflufkörper gestartet werden. Zudem soll geprüft werden, inwieweit die Installierung von Verteidigungssystemen in Weltraum sinnvoll und finanzierbar ist. Der US-Präsident sprach von im Weltraum stationierten Abwehrwaffen. Diese könnten möglicherweise dazu dienen, feindliche Satelliten oder Raketen abzuschießen.
Zu den Aufstockungen der Raketen in Alaska meinen Physiker, dass auch mit 64 Raketen einem massiven Angriff aus Russland nicht beizukommen wäre. Satellitenwaffen im Weltraum seien zwar schon erfolgreich getestet worden, doch der Aufbau einer Raketenstation in der Erdumlaufbahn sei übermäßig teuer und würde Jahrzehnte dauern.
Das Strategiepapier des Pentagons ist abrufbar unter der Adresse „https://www.defense.gov/Portals/1/Interactive/2018/11-2019-Missile-Defense-Review/The%202019%20MDR_Executive%20Summary.pdf“.
Kritiker fürchten ein neues Wettrüsten. In der Auseinandersetzung um den INF-Vertrag wirft Russland den USA vor, auf Lösungsvorschläge nicht einzugehen. Man habe angeboten, die neuen russischen Raketen von Experten untersuchen zu lassen, doch die USA beharrten weiterhin auf ein Ultimatum, mit welchem die Zerstörung der Marschflugkörper und deren Technologie erreicht werden soll. Die USA und die NATO werfen der russischen Regierung vor, mit diesen Waffen — ihre Reichweite liegt bei bis zu 5500 Kilometern — gegen den INF-Vertrag zu verstoßen. Geschlossen wurde dieser im Jahre 1987, am 20. Oktober 2018 gab US-Präsident Donald Trump bekannt, ihn kündigen zu wollen. Der Grund sei die Produktion des landgestützten Marschflugkörpers 9M729. Zuvor, am 13. Juni 2002, waren die USA vom dem am 26. Mai 1972 geschlossenen „Vertrag über die Begrenzung von antiballistischen Raketenabwehrsystemen“ zurückgetreten. Anschließend begannen sie damit, kleinere Raketenabwehrsysteme in Europa und das genannte in Alaska aufzubauen. Als Grund wurde angegeben, Anschläge in der Größenordnung wie jene vom 11. September 2001 verhindern zu wollen.
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