In Deutschland wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen weiter wachsen. 3,3 Millionen Menschen waren es im Jahre 2017; fünf Millionen werden es bis zum Jahre 2045 sein. Rund 28 % der pflegebedürftigen Menschen werden dann in Altenheimen leben. Darüber berichtete unlängst die Süddeutsche Zeitung, der eine Studie vorliegt, die im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erstellt wurde.
Die Finanzierung der Pflege wird immer schwieriger werden. Zwar sind die Beiträge zur Pflegeversicherung gestiegen, doch auch diese Anhebung wird nicht ausreichen. Steigen könnten deshalb auch die Zuzahlungen von Familien für Pflegeheime.
Laut der Studie muss der Beitrag zur Pflgeversicherung in sechs Jahren erneut erhöht werden, sodass sich folgendes Bild ergibt:
- Einführung der Pflegeversicherung im Jahre 1995
- 1995 bis 1996: Beitragssatz 1 % des Bruttolohnes
- 1996 bis 2005: Beitragssatz 1,7 % des Bruttolohnes
- 2005 bis 2007: Beitragssatz 1,7 % bzw. 1,95 % des Bruttolohnes
- 2008 bis 2012: Beitragssatz 1,95 % bzw. 2,2 % des Bruttolohnes
- 2013 bis 2014: Beitragssatz 2,05 % bzw. 2,3 % des Bruttolohnes
- 2015 bis 2016: Beitragssatz 2,35 % bzw. 2,6 % des Bruttolohnes
- 2017 bis 2018: Beitragssatz 2,55 % bzw. 2,8 % des Bruttolohnes
- 2019: Beitragssatz 3,05 % bzw. 3,3 % des Bruttolohnes
- ab 2025 laut Studie Beitragssatz von 4,25 % erforderlich
Die Gesamtausgaben zu Lasten der Pflegeversicherung entwickelten sich wie folgt:
- 1995: 4,97 Millionen Euro
- 1996: 10,86 Millionen Euro
- 2000: 16,67 Millionen Euro
- 2005: 17,86 Millionen Euro
- 2010: 21,45 Millionen Euro
- 2015: 29,01 Millionen Euro
- 2016: 31 Millionen Euro
- 2017: 38,52 Millionen Euro
Die Zahlen wurden den PDF-Dokumenten des Bundesministeriums für Gesundheit entnommen.
Pflegeversicherungen sind weltweit sehr selten. In Deutschland wurde sie im Jahre 1995 eingeführt. Finanziert wird sie nach dem paritätischen Prinzip. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen den Beitragssatz jeweils zu gleichen Teilen. Dies gilt jedoch nicht für den Aufschlag, den Kinderlose zusätzlich entrichten müssen.
Die Versorgung der Pflegebedürftigen sei auf längere Sicht nicht sicher, wenn es bei den heutigen Rahmenbedingungen bleibe, heißt es in dem Artikel der Süddeutschen Zeitung. Eine Möglichkeit sei die Finanzierung mit Steuergeldern.
Die alternde Gesellschaft verursacht wachsende Kosten. Zugleich verändern sich die Familien. Sie werden kleiner und können nicht mehr für ihre Angehörigen sorgen. Die Zahl der Kinder sinkt; zugleich gehen immer mehr Frauen einer Arbeit nach und stehen in dieser Zeit nicht mehr der Familie zur Verfügung.
Gleichzeitig werden die Lohnkosten in der Pflegebranche voraussichtlich steigen. Abgesehen von den üblichen Anpassungen mit Blick auf das BIP ist noch mit einem flächendeckenden Tariflohn in der Branche zu rechnen. Dort wünscht man sich auch mehr Personal.
Die Pflege-Reform hatte bereits dazu geführt dazu, dass Menschen, die aufgrund kognitiver Erkrankungen beeinträchtigt sind, besser berücksichtigt werden. Die Zahl der Pflegebedürftigen stieg dadurch im Jahre 2017 noch einmal deutlich an. Damit einhergehend wurden 13’000 zusätzliche Stellen geschaffen. Jedoch werden diese nicht über die Pflegeversicherung sondern die Krankenversicherungen finanziert. Diese übernehmen die Kosten sogar vollständig, wodurch Familien keine Zuzahlung leisten müssen.
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