In Gera gibt es Bestrebungen, dem Tourismusverband Vogtland e. V. beizutreten. Oberbürgermeister Julian Vonarb sieht den Beitritt als wichtigen Schritt zur gemeinsamen touristischen Vermarktung Ostthüringens. Zuspruch findet das Ansinnen bei den Hoteliers der Stadt, der IHK sowie dem Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft.
Geras Oberbürgermeister, Julian Vonarb, sagte:
„Gera ist das Tor zu Ostthüringen und zum Thüringer Vogtland. Deshalb ist es eine naheliegende Option, eine Mitgliedschaft im Tourismusverband Vogtland intensiv zu beleuchten, da derzeit kaum eine touristische Vermarktung der Stadt Gera stattfindet. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt hin zu einer gemeinsamen touristischen Vermarktung Ostthüringens. Stadt und Landkreis stehen im Wettbewerb mit anderen Regionen, die sich als Verbund anbieten. Wir brauchen Gesamtpakete für Touristen, keine Hinweise auf Kreis- oder Ländergrenzen. Unsere attraktiven Freizeit- und Kulturangebote können wir am besten überregional bewerben, wenn wir eine gemeinsame Strategie haben. Mit der Zusammenarbeit erreichen wir eine Größe, die auch den Kriterien der Landestourismusstrategie entspricht. Touristisches Kirchturmdenken war gestern. Gemeinsam können wir die großen touristischen Potenziale im Bereich Städtetourismus, Natur und Wellness besser heben, die in der Region schlummern.“
Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereiches Wirtschaft und Technologie der IHK Ostthüringen zu Gera, meint:
„Die IHK Ostthüringen zu Gera hält es für den einzig richtigen Weg, die gesamte Region als Tourismusstandort „Vogtland“ zu entwickeln und zu vermarkten. Ein gemeinsames Auftreten des Vogtlandes erweitert sowohl Angebot als auch Vielfalt für den Kunden, touristische Ressourcen werden gebündelt und finanzielle Mittel konzentriert. So zeigen sich erste Erfolge der länderübergreifenden Zusammenarbeit für den Landkreis Greiz. Hier konnten die Übernachtungszahlen seit der Fusion im Jahr 2015 um 20 Prozent gesteigert werden. Diese Entwicklung wünschen wir uns auch für die Stadt Gera, von den Vorzügen regional übergreifendem Tourismusmarketing profitieren zu können. Touristische Einzelkämpfer haben heute kaum noch eine Chance, Tourismusmagnet zu sein.“
Monika Lips, Inhaberin des Hotels Zwergschlösschen in Gera, äußerte sich ebenfalls positiv zu den Worten des Oberbürgermeisters.
“Im letzten Jahr durfte ich am Tourismustag Vogtland teilnehmen und anhand von Zahlen und Fakten erleben, welche Kraft der Verband entwickelt hat. Nicht nur die wachsenden Gästezahlen sprechen für sich. Es ist die Begeisterung, mit der alle Akteure hier arbeiten. Deshalb ist es für mich als touristisches Unternehmen der Region einfach ein Muss, dem Tourismusverband Vogtland beizutreten. Unsere Gäste orientieren sich nicht an Gemeinde- oder Ländergrenzen, sondern an Regionen. Die Zusammenarbeit von Tourismusakteuren macht es möglich, finanzielle Mittel zu bündeln, die Region zu vermarkten und nach vorn zu bringen. In meinen Augen wäre es deshalb ein wichtiger Schritt, dass auch die Stadt Gera sich für eine Mitgliedschaft im Tourismusverband Vogtland entscheidet. Denn touristische Entwicklung ist zugleich Entwicklung der Lebensqualität.”
Jeanette Baldisseri, Direktorin des Novotel Gera, steht einer Mitgliedschaft im Tourismusverband Vogtland e. V. aufgeschlossen gegenüber:
„Die spannende und abwechslungsreiche Geschichte Geras als einstiges Territorium Heinrichs des Reichen und spätere Residenz des Fürstentums Reuß jüngere Linie, ist ein wichtiger Bestandteil der Entstehung des Vogtlandes. Die vielen touristischen Schätze, welche in den letzten Jahrhunderten hier entstanden sind, verdienen mehr (über-)regionale Anerkennung und eine Vermarktung, die sich gezielt an potentielle Gäste richtet. Als einzelnes touristisches Unternehmen ist dies nicht ganz einfach. Es müssen Synergien genutzt und Ressourcen gebündelt werden. Schon seit einiger Zeit verfolge ich daher interessiert die Arbeit des Tourismusverbandes Vogtland e. V., dessen Team sich mit herzlicher Leidenschaft und großem Erfolg über Ländergrenzen hinweg für unsere wunderschöne Region engagiert. Dies belegen am besten die stetig wachsenden Übernachtungszahlen der letzten Jahre im Verbandsgebiet. Gern wollen wir, das Novotel Gera, unsere Ressourcen in diese Initiative einbringen und streben eine Mitgliedschaft im Tourismusverband Vogtland e. V. im nächsten Jahr an.“
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee begrüßt den geplanten Beitritt Geras zum Tourismusverband Vogtland e. V.:
„Eine Mitgliedschaft würde dazu beitragen, die touristische Entwicklung in Gera, aber auch in der gesamten Region deutlich zu stärken. Im Vogtland gibt es seit der Fusion des sächsischen und thüringischen Tourismusverbands vor drei Jahren bereits eine spürbare Aufbruchstimmung. Gera kann hier mit seinen kulturellen und historischen Traditionen – als Otto-Dix-Stadt, als reußische Fürstenstadt, als einstige Hauptstadt der Stoff- und Tuchindustrie in Deutschland, aber z. B. auch als Veranstaltungsort der Bundesgartenschau 2007 – hier viele zusätzliche Impulse geben und zugleich vom touristischen Gesamtverbund profitieren. Dies umso mehr, als der Tourismusverband Vogtland seine Umwandlung vom regionalen Tourismusverband zur Destinationsmanagementorganisation (DMO) bereits erfolgreich vollzogen hat und inzwischen als Maßstab und Benchmark für andere Tourismusverbände in Thüringen gelten kann. Ein Beitritt zu diesem Verband wäre aber auch ein erster großer Schritt, um den in der Vergangenheit eingeschlagenen touristischen Sonderweg Geras zu beenden, den ich immer für falsch gehalten habe.“
Sowohl über das Interesse von Hotels und Gastronomiebetrieben aus Gera, als auch der Stadt Gera selbst, freuen sich der Vorsitzende des TVV Rolf Keil und seine stellvertretende Vorsitzende Martina Schweinsburg.
„Es ist schön, wenn die touristische Familie im Vogtland weiteren Zuwachs erfährt und unsere Arbeit der gemeinsamen Destinationsentwicklung Früchte trägt und Anerkennung erfährt.“
Am 30. September 2007 hatte sich die Stadt nach dem drei Tage zuvor gefassten Stadtratsbeschluss vom Thüringer Vogtland Tourismus e. V. verabschiedet (wir berichteten). Der Grund waren notwendige Einsparungen bei den freiwilligen Leistungen. In diese Kategorie würden die Mitgliedsbeiträge in Höhe von 35 Cent je Einwohner auch diesmal fallen und könnten zu einem Konflikt mit den Auflagen des Landesverwaltungsamtes zur städtischen Finanzplanung führen. Jenes fordert, den Anteil der freiwilligen Leistungen auf 4 % zu reduzieren.
Der Tourismusverband Vogtland e. V. begrüßt die Gespräche um den Beitritt offenbar und würde bei der Anrechnung der Übernachtungszahlen, so denn die Stadt Gera tatsächlich Mitglied ist, auch von höheren Zuwendungen des Landes profitieren. Auf der Internetseite des Tourismusverbandes Vogtland e. V. wird das „einstige Land der Vögte von Weida, Gera und Plauen“ gleich zu Beginn als grünes Paradies für Wanderer und Naturfreunde beworben. Aufgeführt sind zahlreiche Freizeit- und Kulturangebote sowie bauliche Sehenswürdigkeiten.
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