Um den Maßgaben zur Reduzierung der Luftbelastung gerecht zu werden, beschäftigen sich derzeit viele Städte mit dem Ersatz der konventionellen Kraftomnibusse durch elektrisch betriebene Fahrzeuge. Der Elektromotor ist zwar eine ausgereifte Technik und im ÖPNV schon lange präsent, doch der Aufwand bei der Energieversorgung erschwert die weitere Verbreitung. Deshalb ist bis heute der Verbrennungsmotor im ÖPNV dominant. Mit Hilfe von Förderprogrammen soll das elektrische Fahren auch im Nahverkehr vorangebracht werden.
In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere Projekte für Elektrobusse im Linienbetrieb, welche der Bund fördert.
Erprobt werden verschiedene Konzepte wie der Hybridantrieb, die Brennstoffzellentechnik und der Betrieb allein mit Akkumulator. Letztere Technik gilt derzeit als Favorit, da Akkumulatoren durch die Automobilbranche einen großen Entwicklungsschub erfahren. Was das Aufladen anbetrifft, werden unterschiedliche Methoden erprobt. Jährlich finden Konferenzen zur Elektromobilität im ÖPNV statt (siehe https://www.vdv-akademie.de/tagungen/elektrobusse2019/), die den Erfahrungsaustausch ermöglichen und Weiterentwicklungen vermitteln.
Der Einsatz batteriebetriebener KOM ist im Vergleich zum Betrieb konventioneller Fahrzeuge jedoch recht teuer. Über die gesamte Nutzungsdauer sind die Kosten je 100 Kilometer um 40 bis 60 Euro höher. Ohne Förderprogramme lässt sich der Ausbau der Elektromobilität also nicht bewerkstelligen.
Die neue Technik hält auch in Thüringen Einzug. In Jena werden ab Dezember 2019 drei Batterie-Elektrobusse verkehren. Die Förderquote ist mit 80 % sehr hoch. Eine Neuheit sind auch sogenannte Batterie-Oberleitungsbusse, wie sie die Stadt Solingen seit kurzem erprobt. Der in der polnischen Stadt Posen hergestellte Prototyp der Firma Solaris kostet 900’000 Euro.
Das Thema Elektromobilität im Nahverkehr beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. In der schweizerischen Stadt St. Gallen waren beispielsweise im Februar 2018 ebenfalls Batterie-Oberleitungsbusse probeweise im Einsatz. Der O-Bus-Betrieb existiert dort schon seit dem Jahre 1950 und erfreut sich einer zunehmenden Relevanz. Die neuen Fahrzeuge mit Speichertechnik sollen die Diesel-Gelenkautobusse vollständig ablösen, denn Maßnahmepläne zur Luftreinhaltung gibt es auch in der Schweiz. „Das letzte Wort bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge hat allerdings das Stimmvolk“, schreibt der dortige Verkehrsbetrieb auf seiner Seite.
Bei einer Gesamtbetrachtung wird die Entwicklung des Nahverkehrs jedoch nicht nur von der Notwendigkeit bestimmt, die Luft sauberzuhalten. Auch andere Aspekte werden einfließen, wie die intelligente Verkehrssteuerung und das autonome Fahren. In Kombination mit dem herkömmlichen Nahverkehr soll daraus der „ÖPNV 4.0“ erwachsen, der die Fahrgäste bis an die Haustür befördern kann. Der ÖPNV der Zukunft wird also wesentlich komplexer sein und aus mehreren Systemen bestehen, die miteinander verknüpft sind.
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