INTEGRATION – ERFOLGE UND HERAUSFORDERUNGEN

Die Absolventen des Integrationskurses an der Geraer Volkshochschule „Aenne Biermann“ und ihre Lehrerinnen freuen sich über die guten Ergebnisse. (Bild: Annett Hering)

Gute Nachrichten in Sachen Integration kann die Geraer Volkshochschule vermelden. Der 14. Integrationskurs der VHS wurde nach sechs Monaten Sprachkurs und einem Monat Orientierungskurs beendet. Es ist nach Einschätzungen der Volkshochschule einer der erfolgreichsten seiner Art an der Geraer Bildungseinrichtung. Der Erfolg des guten Abschlusses dieses Kurses war nicht nur dem abwechslungsreichen, praxisorientierten Fremdsprachenunterricht der beiden Lehrerinnen Ulrike Heinz und Karin Krötenheerdt zu verdanken, sondern auch dem großen Fleiß der Lernenden.

Am Tag der feierlichen Zeugnisübergabe im festlich geschmückten Raum der Geraer VHS ging keiner der Teilnehmer ohne Zertifikat nach Hause – die große Mehrheit mit dem Ergebnis B 1. Matthias Schenk, Leiter der Geraer VHS, gratulierte den Kursteilnehmern zu den großartigen Ergebnissen und dankte den Lehrerinnen für die geleistete Arbeit, die zu diesem Erfolg geführt hatte. Die Absolventen des Kurses aus Afghanistan, Syrien, Russland, dem Irak, Vietnam, Kroatien, Somalia und Thailand nahmen im feierlichen Rahmen von Annett Hering, Leiterin des Fachbereiches Gesellschaft, Sprachen, schulische Bildung, Matthias Schenk, Schulleiter, und den beiden Lehrerinnen, die Zertifikate entgegen.

Auf der Großleinwand im Hintergrund zeigte eine Diaschau die sieben Monate des Kurses und rief bei den Absolventen, Lehrerinnen und den Gästen Erinnerungen wach. Dazu gehörten die Rollenspiele im Kursraum oder die Exkursion nach Weimar mit dem Besuch des Goethe-Museums, der Herderkirche und der Anna-Amalia-Bibliothek. Der Besuch des Geraer Museums, der Stadtbibliothek und des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses in der Amthorstraße sowie eines Suchtpräventionsseminares der Diakonie Gera rundeten die Praxisbezogenheit des Unterrichts ab, wie die Geraer Volkshochschule mitteilt.

Weitere Meldungen zum Thema Integration kommen von der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Immer mehr Flüchtlinge in Thüringen erlernen einen Beruf, meldet die Behörde über die Presse. Im ganzen betrachtet seien es bislang aber nur sehr wenige innerhalb dieser Personengruppe. Die Lehre scheitere oftmals an mangelnden Sprachkenntnissen und fehlender Schulbildung, heißt es. Eine Tätigkeit würde der Ausbildung oftmals vorgezogen, um mit dem verdienten Geld Angehörige in der Heimat unterstützen zu können.

Das Bundesamt für Statistik schreibt indessen, die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland sei im Jahre 2017 um 1,7 % (= 18 000 Personen) gegenüber dem Vorjahr gestiegen und habe den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht. Von den insgesamt 112 000 eingebürgerten Menschen kamen rund 15 000 aus der Türkei und 7500 aus Großbritannien. Bei letztgenannter Gruppe sei der Zuwachs mit einer Steigerung um das zweieinhalbfache besonders hoch. Dies wird auf den EU-Austritt des Landes zurückgeführt. In den kommenden Jahren ist mit einer größeren Wanderungsbewegung von Afrika nach Europa zu rechnen, von der auch Deutschland betroffen sein wird.

Zunehmend wird auch über Probleme mit Neuankömmlingen berichtet. Insbesondere Menschen, die keinen Anspruch auf Asyl haben, erkennen häufig, dass sich ihre Erwartungen nicht erfüllen und sind frustriert. Unabhängig davon halten andere die Anforderungen für zu hoch und suchen einfachere Wege, das Leben zu bestreiten. Meist führen diese in die Kriminalität.

Bereits die Art und Weise des Zusammenlebens in den Städten kann die Integration erschweren. Eine Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung zeigt, dass unterschiedliche soziale Schichten in den deutschen Städten immer seltener in räumlicher Nähe zueinander leben. Sozial gemischte Stadtgesellschaften befänden sich im Rückgang. Junge und alte Menschen sowie Wohlhabende und Sozialleistungsempfänger konzentrierten sich immer mehr in jeweils voneinander getrennten Wohngegenden. Beobachtungen lassen zudem herkunftsbezogene Konzentrationen in den Stadtgebieten erkennen.

Beachtung fand auch ein Bericht der Zeitung „Handelsblatt“. Unter Berufung auf die jährliche Auflistung des Bundesfinanzministeriums über die Asyl- und Integrationskosten wird berichtet, dass der Bund im Jahre 2017 rund 14 Milliarden Euro für die Bekämpfung von Fluchtursachen ausgab. Auf die Versorgung und Integration der zugewanderten Menschen seien zusätzlich 6,6 Milliarden Euro entfallen.

Ein schwieriges Thema sind die vom Bundesinnenministerium gemäß Koalitionsvertrag geplanten Sammeleinrichtungen. In sogenannten Anker-Zentren sollen Zugewanderte bis zum Ende ihres Asylverfahrens verbleiben und im Falle einer Ablehnung von dort aus abgeschoben werden. Zunächst soll es eine Pilotphase an bis zu sechs Standorten in Deutschland geben, doch die meisten Länder scheinen nicht daran teilnehmen zu wollen. Auch Thüringens Minister Dieter Lauinger (Bündnis ’90/Die Grünen) lehnt die Einrichtungen ab. Er halte nichts davon, Menschen mit abgelehnten Asylbescheiden an einem Ort zu konzentrieren und damit die Probleme zu potenzieren, heißt es in einer Veröffentlichung auf der Seite des Freistaates Thüringen. Gleichwohl befürwortet er die zentralisierte Ankunft der Zugewanderten. Mit der Registrierung sollten aber schon erste Integrationskurse angeboten werden. In Thüringen praktiziere man dies bereits seit Jahren in der Erstaufnahme-Einrichtung in Suhl.

Allerdings berichtet die Ostthüringer Zeitung von Problemen an diesem Standort, seit dort vorwiegend Afrikaner aus den Maghreb-Staaten untergebracht sind. Gewaltexzesse, Diebstähle, Vergewaltigungen, Suizidversuche und Vorkommnisse in der Innenstadt hätten das Sicherheitsgefühl ins Wanken gebracht. Vor allem Personen ohne Bleibeperspektive würden zu Problemfällen. CDU-Politiker forderten mit Blick auf das frühere Wismut-Krankenhaus in Gera, problematische Asylbewerber separat unterzubringen. Das zuständige Landesministerium erachte jedoch eine zweite Aufnahmeeinrichtung wegen der niedrigen Flüchtlingszahlen als nicht notwendig, schreibt die OTZ.

Alles in allem deutet die bisherige Entwicklung auf den einzelnen Ebenen an, dass es eine umfassende, schichtenübergreifende Integration in Deutschland nicht geben wird. Dafür fehlen die Voraussetzungen und es kommen weitere Erschwernisse hinzu. Die Arbeitswelt als wesentliche soziale Schnittstelle wird sich deutlich ändern und eher selektierend wirken. Daher ist anzunehmen, dass sich ohne etwas verbindendes die Zergliederung fortsetzt und Neuankömmlinge eigene Gesellschaften herausbilden. Die Folge könnte dieser Abschätzung nach ein höheres Konfliktrisiko sein, dem man mit dem Ausbau von Sicherheitsmaßnahmen begegnen wird.

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