Von einer „extremen Wetterlage“ mit „weitreichenden Folgen“ schreibt der Focus. Die Bild-Zeitung warnt vor der „Russen-Kälte“; die Süddeutsche Zeitung berichtet von gestrichenen Flügen in London, „Zugverspätungen sogar in der Schweiz“ und vom Verkehrschaos in Rom. „Ein ganzer Kontinent kämpft mit Dauerfrost und Minusgraden“, heißt es dort weiter.
Über Skandinavien formiert sich das Hochdruckgebiet Hartmut. An dessen Südrand gelangt kalte Luft von Sibirien nach Mitteleuropa. Die Temperaturen können auf bis zu minus zwölf Grad Celsius fallen, in einigen Alpentälern sogar auf bis zu minus 22 Grad Celsius.
Am Hauptbahnhof im St. Gallen wurden am Samstag Werte von bis zu minus 15 Grad Celsius für die kommende Woche in Aussicht gestellt. Obdachlose werden dort aufgesucht und angesprochen. Sie erhalten einen warmen Teller Suppe zusätzlich – und auf Wunsch ein Bett in einer Notunterkunft. Die tiefsten Werte dieser Kältewelle werden an den letzten beiden Februartagen erwartet.
So „extrem“, wie die Kälte in vielen Zeitungen dargestellt wird, ist sie mitnichten. Vielmehr dürfte es sich um normale Wintertemperaturen handeln, die nur dann extrem wirken, wenn man glaubt, alles abseits der errechneten Durchschnittswerte sei außergewöhnlich.
Auch lässt sich mit diesen Temperaturausschlägen keine Tendenz für die Entwicklung des Klimas in Mitteleuropa ableiten. Laut den alten Berichten aus den 1990er Jahren dürfte es Kältewellen dieser Art gar nicht mehr geben. Von einer zunehmenden und sich beschleunigenden Temperaturerhöhung war damals die Rede.
Das Klima wandelt sich sehr wohl – aber wahrscheinlich doch immer etwas anders als vorherberechnet. Der Grund könnte das Verhältnis zwischen dem natürlichen und anthropogenen Anteil sein. Mittlerweile wird vereinzelt auch wieder über eine zu Ende gehende Warmzeitphase geschrieben. Alles zusammen könnte das bislang stabile Strömungssystem der Erde derart beeinflussen, dass jede Prognose sehr gewagt ist.
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