„Die große Liebe war es nicht – Die Ruth-Brandin-Story“ ist der Titel einer Schauspiel-Revue, die am 18. Februar um 18 Uhr im Landestheater Altenburg ihre Uraufführung erlebt. Dramaturgin Svea Haugwitz und der Schauspieldirektor von Theater & Philharmonie Thüringen, Manuel Kressin, haben es unternommen, die „Ruth-Brandin-Story“ aufs Papier zu bringen. Dazu besuchten sie die in Berlin lebende ehemalige Schlagersängerin der DDR mehrfach. Ruth Brandin wird zur Premiere in Altenburg erwartet.
Martina Bode inszeniert das Stück in der Ausstattung von Peer Palmowski. Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera spielen unter der Leitung von Schauspielkapellmeister Olav Kröger.
Als Ruth Brandin erleben Sie Michaela Dazian. In weiteren Rollen: Alexandra Sagurna, Thomas C. Zinke, Marie Wolff, Danijel Gavrilovic und Ioachim Zarculea.
„Sind Sie bereit, sich von uns entführen zu lassen in eine bunte Welt vergangener Zeiten? Eine Welt von Lipsi, Twist und schönen Schlagern?“, so begrüßt das Faktotum sein Publikum zur 1960er-Jahre-Retro-Show. Eigentlich sollte es eine der großen „Ostalgie“-Shows werden, bei der die Schlager-Stars der DDR ihre Lieder präsentieren. Aber einer der Stars hat keine Lust dazu, „einfach nur zu singen und die Klappe zu halten“. Was sich in der DDR zugetragen hat, kann man nicht nur mit schönen Melodien beschreiben. Die Kulturzensur des SED-Regimes reichte bis in die Welt des Schlagers hinein. Das hat auch Ruth Brandin (*1940) erfahren müssen, die eine steile Karriere von der Krankenschwester zum international gefeierten Schlagerstar machte. Doch die junge, selbstbewusste Frau eckte immer wieder an, vor allem bei den Staatsorganen. Als man ihr die Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit antrug, lehnte sie ab. Wenige Wochen später erhielt Brandin ihre Kündigung und musste sich 1974 bei ihrem letzten Auftritt in Gera endgültig von der Bühne verabschieden.
Deshalb widerspricht die Figur Ruth Brandin auch dem Faktotum vehement: Es war nicht alles schön, damals. Der Papagei hat den vermeintlich neutralen Überblick, vertritt er doch in Personalunion alle Spitzel und Mitarbeiter der Staatssicherheit, deren Berichte die Akte von Ruth Brandin füllen. Doch inwiefern kann man diesen Akten trauen? Und warum interessiert es die Staatssicherheit überhaupt, ob Brandin das Treppenhaus regelmäßig wischt?
So wird aus der Show eine Revue, in der das Publikum durch die Augen Ruth Brandins das Leben in der DDR von Ende der Fünfziger bis Anfang der Siebziger nachvollziehen kann. Das Publikum erlebt mit, wie auch ein gefeierter Schallplattenstar die alltäglichen Probleme mit den DDR-Behörden zu bewältigen hat… In einem Kaleidoskop von Erinnerungen, Berichten und Liedern spürt die Revue der Biografie einer beeindruckenden Frau und dem Lebensgefühl einer vergangenen Zeit nach. Dabei erklingen unvergessene Schlager wie „Papagei-Twist“, „Nie zuvor war ein Abend so schön“ und „Mich hat noch keiner beim Twist geküsst“, die Ruth Brandin einst interpretiert hat. Svea Haugwitz und Manuel Kressin haben sich auf die Reise begeben, um gemeinsam mit Ruth Brandin deren Leben Revue passieren zu lassen. Eine junge Frau, die ohne Rücksicht auf Verluste bis heute sagt, was sie denkt, erzählt uns ihre Geschichte.
BEGLEITPROGRAMM ZUM STÜCK
In Zusammenarbeit mit den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) Außenstelle Gera bietet Theater&Philharmonie Thüringen begleitend zur Uraufführung ein umfangreiches Begleitprogramm in Altenburg und Gera, bestehend aus Ausstellungen und diversen Gesprächsrunden an.
AUSSTELLUNG „SANFTE TÖNE, STARKE WORTE“
– Leihgabe des Martin-Luther-King-Zentrums für Gewaltfreiheit und Zivilcourage e. V.
In zwanzig Tafeln beschäftigt sich die Ausstellung mit Liedermachern in der DDR, die aufgrund ihrer kritischen Texte eine starke künstlerische Opposition bildeten. Anhand ausgewählter Beispiele wird durch Fotos, Dokumente und Liedtextbeispiele der musikalische Balanceakt zwischen Anpassung und Widerstand sowie die Repressionen des SED-Staates gegen kritische Künstler aufgezeigt.
Ausgestellt wird von Sonntag, den 11. Februar bis Sonntag, den 9. März im Rangfoyer des Landestheaters Altenburg sowie von Freitag, den 16. März bis Samstag, den 31. März im Spiegelfoyer Gera.
Besichtigung vor den Vorstellungen sind möglich, Führungen auf Anfrage.
AUSSTELLUNG „ALL YOU NEED IS BEAT“
– Leihgabe vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.
Auf zwanzig Bild- und Texttafeln zeigt die Ausstellung das wechselvolle Verhältnis von Jugend, Musik und Politik in der DDR. Anhand ausgewählter Beispiele wird gezeigt, wie sich Jugendkultur um Rock`n`Roll und Beat unter den Bedingungen des real existierenden Sozialismus der Ulbricht-Ära zwischen partieller Förderung, Zensur und Repression insbesondere in den 1960er Jahren entwickelte.
Ausgestellt wird ab Mittwoch, den 7. März, 16 Uhr, in der BStU Außenstelle Gera.
Danach sind Besichtigung innerhalb der regulären Öffnungszeiten der BStU möglich. Diese sind montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 9 Uhr bis 14 Uhr. Samstags und sonntags ist der Besuch nach telefonischer Anmeldung möglich.
„DIE AKTE BRANDIN“
– 18. Februar 2018, 15.30 Uhr, Landestheater Altenburg, Heizhaus
– Gespräch mit Experten des BStU Gera
– Eintritt frei
TAG DER ARCHIVE
– Samstag, 3. März 2018, 10 Uhr bis 17Uhr, BStU Gera
Der BStU lädt in die Außenstelle Gera und informiert über die Arbeit der Archive.
Führungen durch die Ausstellungen, Expertenvorträge und Filmvorführungen geben Einblicke in die Arbeit des SED-Regimes. Der Eintritt ist frei.
SONDERTAG ZUM THEMA KULTURÜBERWACHUNG
– Mittwoch, 7. März 2018, 16 Uhr bis 19 Uhr, BStU Gera
– 16 Uhr Führung durch die BStU Gera inkl. Ausstellungseröffnung „All you need is beat“
– 17 Uhr Lesung „Die Überwachung der Kultur durch die Abteilung 20 des Ministeriums für Staatssicherheit“ mit Frau Dr. Pöhnert
– Eintritt frei
GESPRÄCH VOR DER PREMIERE
– Freitag, 16. März 2018, 18 Uhr, Konzertsaal Gera
Gespräch mit Dr. Matthias Braun, ehemaliger Leiter des Referats „Kulturzensur in der DDR“ der BStU Berlin und anderen ExpertInnen der BStU Gera über die Sicherung und Bewertung von Stasiakten, sowie die Repression und Zensur der Kunst und Kultur durch den SED-Staat.
WO BEFINDEN SICH DIE VORSTELLUNGSORTE?
– Bühnen der Stadt Gera, Theaterplatz 1, 07548 Gera (nahe Hauptbahnhof)
Das Spiegelfoyer geöffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im Großen Haus der Bühnen der Stadt Gera.
– BStU, Außenstelle Gera, Haus 3, Hermann-Drechsler-Straße 1, 07548 Gera (nahe Finanzamt, etwa sieben Gehminuten vom Theater entfernt)
AUFFÜHRUNGSTERMINE
– Sonntag, 18. Februar 2018, 18 Uhr, Premiere im Landestheater Altenburg
– Freitag, 2. März 2018, 19.30 Uhr
– Sonntag, 4. März 2018, 14.30 Uhr
– Freitag, 9. März 2018, 19.30 Uhr
– Montag, 2. April 2018, 18 Uhr
– Freitag, 16. März 2018, 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus Gera
– Freitag, 23. März 2018, 19.30 Uhr
– Sonntag, 25. März 2018, 14.30 Uhr
– Samstag, 31. März 2018, 19.30 Uhr
– Sonntag, 6. Mai 2018, 14.30 Uhr
Eintrittskarten an den Theaterkassen, Rufnummer 03447 585177 oder 0365 8279105 erhältlich und können unter www.tpthueringen.de gebucht werden.
BILD UND TEXT: THEATER UND PHILHARMONIE THÜRINGEN GMBH
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