In den vergangenen Wochen und Monaten sind die Indizes an den Börsen fast kontinuierlich gestiegen. Nun befinden sie sich auf Rekordhöhen, was vielen Privatanlegern Sorge bereitet. Denn je schneller ein Chart nach oben eilt, ohne entsprechend schnell mit fundamentalen Daten unterfüttert zu werden, desto wahrscheinlicher werden Kurskorrekturen oder Kurseinbrüche, die den Depotwert erheblich dezimieren können.
Donald Trump löste, nachdem er die US-Präsidentschaftswahlen im November 2016 gewonnen hatte, eine Börsenrally aus, die vielen Anlegern enorme Gewinne bescherte. So konnte mancher seinen Depotwert sogar verdoppeln. Auslöser der Kurssteigerungen war die Hoffnung der Anleger, dass Trump seine Versprechen aus dem Wahlkampf umsetzt. Sein Ansinnen ist es, die Wirtschaft durch Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben anzutreiben und die Finanzbranche zu deregulieren. Gute Konjukturdaten aus den USA und Europa sowie die Wahl Emmanuel Macrons zum Präsidenten Frankreichs trugen auch wesentlich zur Hausse an den Börsen bei.
Nun steigen die Kurse weniger forsch und stagnieren bisweilen. Die meisten Aktien sind stark überbewertet, also viel zu teuer. Erste Früheinsteiger der Trump-Rally nehmen bereits ihre Gewinne mit und sehnen sich nach Kursrücksetzern, um wieder zukaufen zu können.
Doch hier stellt sich die spannende Frage, ob es dann nur bei Korrekturen bleibt oder nicht vielmehr Kurseinbrüche oder ein länger anhaltender Bärenmarkt folgen werden.
An der Börse weicht die Euphorie derzeit der Ernüchterung. Die Enttäuschung kommt vermutlich erst später. Denn US-Präsident Donald Trump kann seine Vorhaben womöglich nicht umsetzen und befindet sich zudem wegen möglicher Russland-Kontakte in großen Schwierigkeiten. Analysten halten zwar ein Amtsenthebungsverfahren für unwahrscheinlich, nicht aber einen Rücktritt. Zudem wirkt die Arbeit der Regierung alles andere als professionell. Auch ist deutlich zu erkennen, dass die Kurse schneller in die Höhe gingen als positive Nachrichten vorgelegt wurden. Die Trump-Blase droht zu platzen.
Unterdessen sind die Schuldenberge weiter gewachsen und es haben sich riesige Kreditblasen gebildet, welche die kommenden zwölf Monate voraussichtlich nicht überstehen werden. Wahrscheinlich wird dann schon reichlich Anlagekapital nach Europa geflossen sein, denn Aktien europäischer Unternehmen sind allgemein noch besser bewertet.
Erfahrene Anleger, die Szenarien dieser Art schon erlebt haben, sehen das aber gelassen. Angesichts warnender Vorzeichen haben viele aktive Anleger schon Strategien ausgearbeitet, um darauf zu reagieren – zumal da die Kurse nicht zwangsläufig nach oben gehen müssen, um Gewinne zu erzielen. Jede Bewegung kann genutzt werden. Wichtig ist nur, dass sich überhaupt etwas bewegt, man die „Großwetterlage“ erkennt, Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat und geduldig bleibt. Der passive Anleger mit seinen ETF und Investmentfonds braucht nur Geduld.
Bei guter Streuung (verschiedene Branchen, Länder, Rohstoffe) und einem Edelmetall-Anteil von rund 20 % hat man ersteinmal wenig zu befürchten. Daher ist es ratsam, einen kleinen Betrag, beispielsweise 50 000 Euro, dauerhaft in Gold zu halten und bei Warnsignalen den Edelmetall-Anteil zu erhöhen. Gegen Verluste im Zuge einer Baisse kann man sich natürlich auch mit Verkaufsoptionsscheinen absichern, wobei ein schon geringer Betrag eine große Hebelwirkung entfaltet.
Viele Marktbeobachter und Charttechniker sehen die Rally bereits auf ihren Höhepunkt. Auch wird gewarnt, dass negative Aspekte und Risiken derzeit noch ausgeblendet werden. Doch wenn sich die Nachrichtenlage ändert, werden viele Großinvestoren längst reagiert haben – zum Nachteil der kleineren Anleger, die relevante Informationen oftmals erst später erhalten. Deshalb sind besonders in der gegenwärtigen Situation Weitsicht und Vorsicht geboten.
(Grafik: Börse Stuttgart)
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