Die Turmkugel des Geraer Rathauses musste in ihrer Geschichte oftmals erneuert werden. Über die darin aufbewahrten Nachrichten aus der Zeit vor 1780 schreiben die Heimatblätter im Jahre 1925.
Die auch noch zur Jetztzeit geübte Gewohnheit, in den Grundſteinen öffentlicher Gebäude, oder in den Knöpfen der Türme Nachrichten niederzulegen, um ſie auf dieſe Weiſe kommenden Geſchlechtern zu übermitteln, dürfte in ihrem Urſprunge auf die Sitte des ſogenannten Bauopfers zurückzuführen ſein, die bis in die älteſten Zeiten der Entwicklung unſeres Volkstums hinaufreicht. Leider aber ſind ſehr häufig ſo aufbewahrte Nachrichten den gefräßigen Flammen zum Opfer gefallen, die die Ortſchaften unſeres Gebietes oft zum größten Teile hinweggerafft haben. Da infolge ſolcher Unglücksfälle aber nicht bloß dieſes Material zur Ortsgeſchichte vernichtet worden iſt, ſondern durch ſie auch in die ſonst noch vorhanden geweſenen urkundlichen Beſtände tiefe Lücken geriſſen wurden, ſo bekommen die wenigen erhaltenen Nachrichten, auch wenn ſie nur in Abſchrift erhalten ſind, Anſpruch auf einen gewiſſen urkundlichen Wert. In meinem Beſitze befindet ſich eine Niederſchrift von 12 Blatt Folio: „Schriftliche Nachrichten, ſo von Zeit zu Zeit in dem Thurm-Knopfe des Geraiſchen Rathaußthurms aufbewaret worden.” Sie enthält nicht das geſamte urkundliche Material, das dort im Laufe der Zeiten niedergelegt worden iſt. Das Fehlende wird deshalb in dieſem Abdruck nach der handſchriftlichen „Reußiſchen Gerauiſchen Stadt- und Land-Chronica” von Harniſch ergänzt. Ebenſo werden, abgeſehen von orthographischen Abweichungen, ſolche des Textes angegeben werden.
Folgende Schriften ſind in dem Knopfe des Rathhaußthurms vor dem unglücklichen Brande, ſo Anno 1780 den 18. Septemb. erfolgte, befindlich geweſen.
I.
Nachdem in dieſem 1734ſten Jahre geſchehen, daß durch entſtandenen heftigen Sturmwind, die Helmſtange, in welcher der Knopf und die Fahne auf dem hieſigen Seiger- und Raths-Thurm befeſtiget, ganz krumm gebogen worden, dergeſtalt, daß man von Seiten des Raths ſich gemüſiget geſehen, ſelbige abſchneiden, und die Fahne, und den Knopf herunter bringen zu laßen, ſo iſt ſolches am 16ten Julij ai. c. erfolget. Weil ſich nun zugleich in dem Knopf zwey kupferne Schachteln befunden, als ſind ſolche geöfnet worden, und hat man in der einen einige in vorigen Zeiten aufgeſetzte Nachricht, in der andern aber einige, theils kupferne, theils ſilberne Münzen angetrofen, wie ſolche zu der Zeit, da erwähnter Knopf ſchon einmahl, durch einen entſtandenen Sturm Schaden gelitten, und herrunter gelangt werden müßen, gänge und gebe geweſen ſeyn mögen. Nachdem der Knopf und die Fahne wiederum repariret worden, hat der Rath dieſe alten Nachrichten wiederum hinein legen laßen, und damit auch künftig hin die Posterität hiervon einige Nachricht haben möge, so iſt auf Hochgräfliche gnädige Erlaubnis hinwiederum etwas aufgeſetzet worden, und auch einige Münzen von dem jetzt roullierenden Gelde colligiret worden, die man dem Knopfe alſo wiederum, als der Schieferdecker denſelben aufgeſetzet, einverleibet, ſolche aber nebſt denen vorigen Nachrichten, insgeſammt in ein Fascicul eingetragen. So geſchehen Montags den 26. Julij als an welchem Tage der Knopf wiederum aufgeſetzet worden im Jahr 1734. Den 13. Julij wurde der Knopf abgenommen, und folgendes darinnen gefunden.
II.
Erste Knopf Aufſetzung nach Erbauung des neuen Rathhauſes den 14. Oct. 1575.
Im Namen Unſeres Herrn und Erlöſers Jeſu Chriſti. Amen.
Nach derſelben, unſers liebſten Herrn Seeligmachers Geburth, als man zählet Fünfzehnhundert Drey und ſiebenzig, bei Herrſchung und Regierung des allerdurchlauchtigſten Fürſten und Herren, Herren Maximliani, dieſes Namens des Andern, Römiſchen Kayſers, Unſers allergnädigſten Herrns, auch des Wohlgebohrnen und Edeln Herrn Herrn Heinrichen Reußen Herrn von Plauen, des Jüngern, Herrn zu Graitz, Cranichfeld, Gera, Schlaitz und Lobenſtein, Unſers gnädigen Herrn chriſtlöblichen Gedächtniß, unmündig nachgelaßenen Sohnes, Unſers auch Gnädigen Herrn Vormunden, dieſer Herrſchaft von Gott gegebenen Obrigkeit, iſt am Tage Fabiani und Sebastiani der Zeit Michael Stimmel, regierenden Bürgermeiſters, dieſer Rathhauß und Thurmbau aus dem Grunde aufzubauen angefangen worden, folgende zwey Jahre, nehmlich 1574 und 75 durch die andern zwey Bürgermeiſter, Johann Bieger und Hanns Manteln continuiret, und als in Endigung des 75. Jahres vorbemeldeter Bürgermeiſter, Michael Stimmel, beneben Hannß Fröhlich, Hanß Eckhard, Matheſen Zetzſchen, Chriſtoph Grünlern und Jacob Arnold, Raths Freunden, wieder an die Regierung geordnet, iſt den 14. Oct., als dem Freitag nach Dyonisii (welchem Tag Nickel Voitsberger von Lobenſtein, wegen etlicher begangener Morden auf der Straßen ſein Recht erlitten, indem selbiger alhier mit glühenden Zangen zerrißen und aufs Rad geflochten worden) dieſer Knopf aufgeſetzet. Gott der Allmächtige, in des Hand der Könige und aller Regenten Herzen ſtehn, wolle hier in dieſes Rathhauß klugen und weiſen Rath zu jeder Zeit gehen, dieſe ganze Herrſchaft und Stadt vor allen Schaden und Fahr gnädiglich bewahren.
Amen.
III.
Aufſetzung der neuen Fahne und des neuvergoldeten Knopfes Anno 1605 v. 2ten Aug.
Im Namen der Heiligen unzertrennlichen Dreyfaltigkeit.
Amen. Nach Jeſu Chriſti, Unſers einigen Erlöſers und Seeligmachers Geburth, Ein Tauſend Sechshundert und Fünften Jahre bey Herrſchung und Regierung des Allerdurchlauchtigſten, grosmächtigſten, unüberwindlichen Fürſten und Herren, Herrn Rudolphi II. dieſes Namens erwählten Römiſchen Kayſers, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Hungarn, Boheimb, Dalmatien, Croatien Königs, Erzherzogen zu Oeſterreich, unſern allergädigſten Herrn, und der Herrſchaft Gera regierenden Erb- und Landes Herrn, des Wohlgebornen Edeln gnädigen Herren, Herrn Heinrichen des Jüngern Reußen von Plauen, Herrn zu Graitz, Cranichfeld, Gera, Schlaitz und Lobenſtein, unſeres gnädigen Herrn, welcher ein löblicher Herr, weiſe und verſtändig regieret, dazu auch in allen Ritterſpielen geübet alſo, daß er deswegen bey hohen Potentaten hochgeehret und gehalten. Seine jetzige Gemahlin iſt Frau Magdalena eine gebohrne Gräfin von Schwarzburg aus dem Hauſe Rudolſtadt, hat ihme durch Gottes Seegen gebohren Drey Fräulein und Drey junge Herrn, die noch am Leben.
Freytag nach Vinculi Petri, war der andere Monatstag Auguſti, hat der damals regierende Rath, als nemlich Nickel Graul, Bürgermeiſter, des Herrn Bürgermeiſters Johann Bürgers ſeel. Eydam, Simon Reisle, Stadt-Richter, Raths-Cämmerer und Kaſten Vorſteher, Hanns Mantel, Herrn Hanß Mantels, Bürgermeiſters Sohn, beyde Rathsbaumeiſter, Paul Maurer, ſonst des Hospitals St. Wolfgang und Chriſtoph Hilbert, des Armen Kaſten Vorſtehers, beyde des Raths Weinmeiſter, dieſe neue Fahne, weil die vorige vom Sturmwinde zerſchlagen worden, mit der alten Jahrzahl 1575 verzieret, wieder aufrichten, und den Knopf von neuem vergolden laßen. Gott der Allmächtige, welcher Weisheit giebet, und aus deßen Munde Erkenntnis und Verſtand kommt, verleihe dieſer Stadt Obrigkeit hohes und niedriges Standes, was König Salomo gebeten, nehmlich ein gehorſam Herz, daß ſie ein Volk mögen richten, und verſtehen, was gut und böſe iſt. Derſelbe Allmächtig und ſtarke Gott bewahre auch die ganze Stadt und Herrſchaft vor allem Schaden und Unglück, damit jetzige Einwohner mit allen Nachkommen darinnen bey Ruh und guten Frieden bis ans Ende der Welt zur ewigen Seeligkeit erhalten, mit allen Auserwählten in die himmliſche unzerſtöhrte Stadt Jeruſalem transferiret, und zu Bürgern auf und angenommen werden möge. Amen. Amen.
IV.
Des jungen Johannis Frölichs eines Knaben von 10 Jahren, des damaligen Stadtſchreibers Herrn Nicolai Fröhlichs Söhnlein, ſelbſt verfertigte Reime auf den großen Sturm, durch welchen Anno 1627 den 17. Julij die Fahne des Rathsthurmes herunter gerißen wurden.
Johannes Froelich, Nicolai filius X annorum ad parentis nutum manupropria transsumtum, subscripsit.
Als man zählte Eintauſend Sechshundert Jahr
Und Sieben und zwanzig die kleine Zahl war,
Den Siebenzehenden Julii,
Ein groſer Sturmwind ſich erhob alhie,
Bei Herrſchung Fürſten Ferdinands,
Kayſers des werthen teutſchen Lands,
So König der beyden Königreich,
Von Hungarn und Böhmen war zugleich,
Auch Regierung des Landes Herrn,
Herrn Heinrichen Reuß des Jüngern
Und Aelteſten Herrn ſehr wohl bekannt,
In nahen und in fernen Land
Wegen Jugend und Ritterſpiel
Turniren, Aufzügen und ſehr viel
Andere dergleichen Heroiſchen Thaten,
Welche ihm allezeit rühmlich gerathen
Bey Kayſer, König, Fürſten und Herrn,
Sein Name ſtund allezeit hoch in Ehren,
Darum er auch oft vertreten hät
Der Kayſerlichen Majeſtät
Stell und Praesenz, thät proponiren,
zu Jüterbock, wie abzuführen,
Der blutge Mars aus dem Römiſchen Land.
So aus Böhmen hat ſeine Hand,
Darüber ausgerecket ſtark,
mit bloſen Schwert, daß es war arg.
Fürnehmlich war unſer Erbherr
Zugethan der gefunden Lehr
Des heiligen Evangelii,
Darum verſchafft mit großer Müh,
Daß der Stadt Tempel wurd renovirt
Und mit der Kanzel daſelbſt geziert,
Ließ die Kirch wölben und ſetzen drein
Noch ein kleines Orgelwercklein.
Der Rath ließ bauen der Herrſchaft Stand,
Geziert mit lieblichen Sprüchen bekannt,
Nächſt Gottes Wort billig und ſchön
Hört man der Muſik Getön
Wie auch zur heiligen Dreyfaltigkeit,
Wann ſich ergebe dieſe Zeit,
Daß das Feſt man celebrieren thät,
Da man die Kirch bauet an dieſe Stätt.
Er ließ auch bauen und fundiren ſchön
das weitberühmte Gymnasien.
Wenn man darinn ward musicirt,
Und auf 3, 4 Chor intonirt,
Hat mancher Luſt, den Himmelsklang
Gern zu hören, weil die Zeit war bang,
Den Leuten wegen ihren Sünden,
Denn alles Unglück ließ ſich finden.
Gott ſtraft mit leichten Kupfergeld,
Kippern und Wippern ging faſt durch die Welt,
Es ward betrogen manch frommer Mann,
Vor Silber er Kupfer muß nehmen an
Der Reichsthaler Dreyſig Gulden galt,
Der geiſtliche Mann darauf ſehr ſchalt
Darzu kam Hunger und Kriegsnoth,
Und endlich vollends gar der Tod,
Durch Peſtilenz ſich hier einſchlich,
Und vergangenen Jahr viel nahm mit ſich.
Um die Zeiten zu beſchreiben all
Iſt jetzt meines Thuns nicht, zumal
Weil künftig ſchreiben und reden werden
Gut treue Leut auf dieſer Erden.
Als nun man zählet obiges Jahr
Und obberührte Jahrzahl war,
hat Aeolus des Windes Herr,
Da es zu Abend ohngefehr
Um Glockenſchlag Sechs mochte ſeyn
Ausgelaßen ſeiner Winde ein’n
Und ihn auf des Rathhaußſpitz
Nicht ſonder Donner und ſchlechten Blitz
Schnurſtracks gericht mit ſolcher Stärk,
Daß er ſo viel gericht zu Werk,
Und dieſer Fahne Spindel feſt
Gleich als wär es ein Reiß geweſt
Ganz krumm gebogen, und ſo gemacht,
Daß man hat müßen ſeyn bedacht
Dieſelbe fertigen zu laßen von nauen,
Und was nötig, wieder auszubauen,
Maaſen dann der Fünfundzwanzigſte war,
Des Auguſti in dieſem Jahr,
Als Churfürſt Johann Georg aus Sachſen noch
Mit ſeiner Gemahlin vergangene Woch
Nebſt den jungen Herren und Fräulein all
Einkehrten auf den hieſigen Schloß und ihr Mahl
Einnahmen zu Nacht und auch das Frühſtück,
Hatt die hieſige Stadt das Glück
Daß die Spindel wieder wurd eingepaßt
Und die Fahne und Knopf mit Laſt
Von Schieferdecker darauf gericht,
Zuvor aber von Golde dicht
Ueberguldt von neuem und drein gelegt
Dieſe Schachtel, auf daß, wenn ſichs zuträg
Man Nachricht bey der Stadt hier hab,
Wie er zuletzt ſey kommen herab.
Helff nun die heilige Dreifaltigkeit
Daß in dieſem Haus Gerechtigkeit
Möcht wiederfahren jedermann,
Daß ſich keiner zu beſchweren möcht han.
Auch mit bequemen Oberherrn,
Zu jeder Zeit verſehen möcht werden.
Hilf Gott, daß in der Stadt und Land
Der wertheſte Schatz, das theuerſte Pfand
Die Lutherſche Lehr erhalten werd,
Auch die Juſtiz mit ihren Schwerd,
Solch einen treuen Beyſtand geben
Und Fried und Freud darinnen ſchweben,
Hilf Gott, daß auch nach dieſer Zeit
Uns werd die ewige Seligkeit.
Der damals regierte Rath iſt von folgenden Perſonen beſetzt geweſen:
Caspar Habermann, Bürgermeiſter, ein Sohn Caspar Habermanns, welcher 1601 wieder verſchieden und in die 40 Jahr wohlbeſtallter Amtmann auf dem Schloſſe Gera geweſen;
Joh. Gottfried Kohlwald, dieſer Zeit Kämmerer und Gaſtwirth zur Sonne am Markte;
Jacob Fülle, der Zeit Stadtrichter und Ziegelhütten Verwalter;
Johann Hörel und Johann Hofmann, der Zeit Baumeiſtere, letzterer Reußplauiſchen Raths und Canzlers zu Gera ſeel. Sohn, welcher Anno 1609 alier in Gott ſeel. entſchlafen, nachdem er ſein Canzler Amt mit Lob 22 Jahre verwaltet;
Hanz Eberhardt, dieſer Zeit Wein- und Gemein Meiſter auch Vorſteher des Hospitals B. Virg. Mariae;
Simon Korn, zu der Zeit Wein- und Gemein Meiſter.
V.
Relatu dignum dis – pristinus ordo Senatus e sessu Cessit,
nil nisi biga Super atque satis constet, quae Biga poligraphus una Consul et Arnoldus altera pars fuerat.
JULius ut qVJntus bis SeXtus ab arCe CorrVscat
turr Js Laesa fuit L v M Jne Ventus erat
LVXJit ut aVgVstus qVJntus VJCesimus aVLa
Cae Leste aVratus sJt ab artJFJce
sit licet aut turris vel curia corat isthaec Allumen
in Christum spemque fidemque ponam
Nam mihi per mortem Coelestia Regna paravit, ut mihi
post mortem mansio firma fiet.
Jn memoriam posteritatis componebat manuque propria scribebat Henricus Glaser, Esaiae Krügeri, superintendentis Rutheneo Gerani nepos, Friederici Glaseri, superintendentis generalis et consistorii Directoris filius et M. Henrici Amelungii subsequentis Superintendentis ad finis Nicolaique Froelichii quondam hic Syndici et quaestoris Saalburgensis nunc Consulis gener, tunc temporis reipublicae patriae Geranae Actuarius.
VI.
Folgende Schriften ſind 1734 in den Knopf des Raths Thurms gelegt worden.
Der Herr, ſo ſeinen Stuhl im Himmel hat erhöht, Und deßen groſer Macht und höchſter Maieſtät Erd, Feuer, Luft und Meer, wenn nur ſein Wink ergeht, Als Bothen ſeiner Macht zum ſteten Dienſte ſteht, Bewies auch unſerer Stadt die Größe ſeiner Macht, Indem in dieſem Jahr, eh jemand es gedacht, Er einen ſolchen Sturm in hoher Luft erregte, Der auch den ſtärkſten Stamm erſchüttert und bewegte, Ja, viele ganz und gar aus ihren Wurtzeln riß, und ſie mit Ungeſtüm zur Erde niederſchmiß, So daß der Anblick nun, daß Auge ſtarrend machte, hingegen das Gemüth in ein Erſtaunen brachte. Bey dieſem Winde nun, und ungemeinen Sturm begegnete dem Knopf auf dieſem hohen Thurm, Was vor geraumer Zeit, und mehr denn 100 Jahren das Alterthum vor Uns auf gleiche Art erfahren. Die Fahne nebſt dem Knopf, ſo auf der Spitze steht, davon die erſte ſich in ſtarker Spindel dreht, Wird durch den ſtarken Wind recht hin und her gewogen, Ja, endlich ganz und gar wie ſchlankes Reis gebogen. Das Raths Collegium bey dieſer werthen Stadt So gegenwärtiges Blatt ſelbſt unterſchrieben hat, Fand ſich gemüſiget, den Schluß bey ſich zu faßen, Die Fahne nebſt den Knopf herunter thun zu laßen. Er wurde reparirt, und wieder drauf gebracht. Doch weil das Alterthum ſchon ehemals gedacht, die Nachricht ihrer Zeit in dieſen Knopf zu weiſen Und der Vergeßenheit dieſelbe zu entreiſen, So hat man ebenfalls vor nützlich angeſehn, daß es bey dieſem Fall auch wiederum geſchehen, Bey der Gelegenheit nun auch zu continuieren Und unſre jetzige Zeit kürtzlich zu berühren. Doch weil man alles nicht in Reime zwingen kann, So ſieh den Endſchluß nur, mein künftger Leſer an, Der wird mit mehreren, das wenige dir zeigen, Wovon hier dieſes Blatt und ſeine Reime ſchweigen. Die wahre Quint Eſſenz, des Landes höchſte Zier, Sein einzig Augenmerk, das findeſt du alhier, Das höchſte Oberhaupt, ſo unſer Land regieret, So über 30 Jahr den Regiments Staab führet, Das iſt der Heinerich, von dem der Ruhm erthönt, Wie ſehr der Höchſte ihn mit Weisheit hat bekrönt Der ja mit Recht Trajan und Salomo geheiſen, der Hochgebohrne Graf Achtzehende der Reußen. Er iſts der vor ſein Volk bey Tage und bey Nacht Mit unermüdeten ſorgſamen Augen wacht, Und alle insgeſamt recht huldreich liebt und heget, Ja, ſie nach Vaters Art, in ſeinem Herzen träget. Dies alles und noch mehr, iſt wahrlich viel zu ſchlecht, das theure Oberhaupt, den Landes Vater recht, Und wie es deßen Huld verdienet, raus zu ſtreichen, Hier muß ſo Mund als Kiel, der beſte Richter ſchweigen. Was unſer werther Ort noch merkwürdiges hat, Das iſt, wie ſchon gedacht, auf beygefügtem Blatt. Jetzt ſoll nur noch ein Wunſch dies Blatt und Reime ſchließen, Den legt die Andacht ſelbst dem groſen Gott zu Füßen: Herr! deßen Nam‘ und Ruhm in aller Welt bekannt, Setz das Erlauchte Haupt von unſerm Reußenland, Zum unausſprechlichem Gedeyen, Heil und Seegen, Und fahre fort, auf ihn, Dein Heil und Schmuck zu legen, Nimm Dich auch fernerhin, wie Du bisher gethan, Des Hoch und Niedern Raths in allen Gnaden an. Gieb Weisheit, Kraft und Muth, Geiſt, Leben, Licht und Stärke, Und ſeegne immerfort, Rath, Anſchlag, Wort und Werke, Ja, crön das ganze Land, forthin mit Deinem Guth, Und laß Und nimmermehr aus Deiner Vater Huth; Laß Krieg, Brand, Hunger, Peſt in Gnaden uns verſchonen, Dagegen allezeit Uns nur in Frieden wohnen. Kurz, Gera geh es wohl, das wünſchet in der That, Der unterſchriebene und jetzige Magiſtrat. Chrysostomus Schubarth, Consul. Chriſtian Martin Müller, Conrad Arnold, Cämmerer. Johann Heinrich Zſchaak, Ober Baumeiſter, Johann Jacob Siltemann, Unter Baumeiſter, Johann Siegmund Widder, Wein- und Gemein-Meiſter, Chriſtian Friedrich Reißcke, Cämmerey Einnehmer. … (Auszug)
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