FRANZÖSISCHE TRUPPEN IN OSTTHÜRINGEN

Unser Thema zum Gedenkjubiläum im Oktober 2006: Vor 200 Jahren fand bei Jena und Auerstedt eine Doppelschlacht statt, bei der französische Truppen und preussisch-sächsische Verbände aufeinandertrafen. Zuvor allerdings befand sich Napoleon, der Kaiser der Franzosen, in Gera, wo er sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte.

Die ersten französischen Truppen drangen am 8. Oktober 1806 aus Franken kommend in den ostthüringer Raum ein. Erste Gefechte gab es bei Saalfeld und Schleiz. Napoleon dachte, er werde in Gera auf preussisch-sächsische Verbände stossen. Erst als er am 11. Oktober in Auma angekommen war, merkte er, dass diese noch immer an der Saale standen und sich gar nicht weiterbewegt hatten. Am Mittag desselben Tages marschierten seine Soldaten in grossen Heerzügen nach Gera ein, und weiter in Richtung Naumburg. Auf dem Marktplatz und drumherum war an diesem Samstag Viehmarkt, als die Soldaten ankamen. Sofort liessen die verängstigten Menschen alles stehen und liegen und rannten in einem heillosen durcheinander davon. Noch wusste keiner, was im Gange war. Auf der Strasse zwischen Gera und Tinz waren die letzten der langsamen preussischen Bagagewagen ohne Ziel – sie wussten nicht, wo sie noch hingehen sollten – unterwegs, als sie von den Franzosen eingeholt wurden. Kurz vor Tinz fand dann ein Gefecht statt. Die französischen Soldaten strömten bis in die Abendstunden nach Gera und am darauffolgenden Sonntag kamen noch weitere Truppenverbände, so dass insgesammt 150 000 Soldaten der französischen Armee durch Gera durchmarschierten bzw. hier Station gemacht haben. Es kam zu zahlreichen Plünderungen, vor allem in den umliegenden Dörfern, wo das Vieh aus den Ställen geholt wurde und genug Futter für die Pferde zu holen war. Napoleon selbst traf ebenfalls am 11. Oktober in Gera ein. In einem „Gewaltritt“ war er mit seinen Generälen und Offizieren von Auma aus direkt zum Geraer Galgenberg geritten. Von dort aus sah er sich die Gegend, in der er sich zurückziehen wollte, falls er die bevorstehende Schlacht verliert, ganz genau an. Alle Höhenzüge um die Stadt herum liess er anschliessend mit Kanonen bestücken. Danach ritt er in die Stadt, zum Quartier der alten Fürstin, wo er bereits vom Kanzler der reussischen Regierung erwartet wurde. Von diesem liess sich Napoleon die Wege um Gera herum und nach Naumburg und Jena zeigen. Nachdem er sich sachkundig gemacht hatte, kehrte er nach Auma zurück. Am darauffolgenden Tag kam er mit sieben Marschällen, 140 Generälen und etwa 2000 Offizieren wieder. Zuerst ritt er wieder auf den Galgenberg, danach bezog er das reussische Regierungsgebäude.

Als die Geraer von der Ankunft Napoleons und seinen Generälen hörten, waren sie begeistert. Denn kaum einer konnte glauben, dass auf einmal sämtliche „Stars“ (anders als heute waren das zu dieser Zeit nicht die Schauspieler und Sänger) in Gera waren. Und natürlich wollte einjeder auch einen Blick erhaschen. Abends und nachts waren überall um Gera herum die Lagerfeuer der Soldaten zu sehen. Sie hatten sich dort an sämtlichen Strassen niedergelassen und ihr Essen zubereitet.

In der Frühe des 13. Oktobers 1806 zogen die Truppen wieder ab. Am 14. Oktober fand ja bekanntlich die Schlacht bei Lützeroda und Auerstedt statt.

STADTMUSEUM

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