Die kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648 hatte ursprünglich das Ansinnen, die römisch-katholische Kirche zu reformieren. Sie verbreite falsche Lehren und handele nicht im Sinne der Heiligen Schrift, war man überzeugt. In Deutschland war Martin Luther wortführend. Er prangerte besonders die Praxis des Sündenablasses an. Luther, der dem Ordens der Augustiner-Eremiten angehörte, brachte am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, damals Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Wittenberg, unter dem Titel „Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum“ 95 Thesen gegen das Geschäft mit dem Ablass in Umlauf.
Aus der Erneuerungsbewegung gingen u. a. die evangelisch-lutherischen Kirchen hervor. Die Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis) von 1530 hatte gezeigt, dass die Altgläubigen an der bisherigen Lehre festhielten.
Martin Luther übersetzte nicht nur die Bibel, sondern verfasste viele weitere Schriften – auch über alltägliche Dinge. Mit der Zeit jedoch wandte er sich immer mehr den Fürsten zu und argumentierte gegen alle, die nicht in sein Weltbild und die herrschende Ordnung passten. Betroffen waren Juden, Türken, Täufer, Freidenker und sogar die Bauern.
In seinem Buch „Wider die mordiſchen vn reübiſchen rotten der pawren“ schrieb er:
„Solch wunderliche zeiten ſein jetzt/das ain Fürſt den hymel mit blutuergieſſen verdiene kan/baß/denn andere mit beten.“
Im Jahre 1543 veröffentlichte er die berüchtigte Schrift „Von den Juden vnd jren Lügen“. Wenn er könnte, würde er den Juden niederstrecken und in seinem Zorn mit dem Schwert durchbohren, schrieb er darin und erstellte einen Plan mit sieben Punkten zur „Entladung von der Judenlast“.
Folter und Gewalt waren für Luther legitime Mittel gegen Andersdenkende. Gott habe ihm befohlen, dies zu verkünden, meinte Luther später rechtfertigend. Doch wie sind seine weniger bekannten Ansichten und Äußerungen zu erklären? Luther war durch die damalige Zeit sehr geprägt. Zudem ist es möglich, dass Luther, je mehr Rückhalt er bei den Fürsten fand, an Bodenhaftung verlor und durch seine Trunksucht verrohte.
Am 31. Oktober 2017 wird weltweit das Reformationsjubiläum gefeiert. Auch in Gera gab und gibt es hierzu Veranstaltungen. Am Dienstag, den 31. Oktober 2017, leitet ein zertifizierter Gästeführer in Gera einen Rundgang zum Thema. Er beginnt an der Geraer Kirche St. Johannis und behandelt die lokalen Auswirkungen der Reformation.
Der katholische Landesherr „Heinrich der Ältere“ widerstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts beharrlich den Reformationsversuchen seines protestantischen Lehnsherren, dem Kurfürsten von Sachsen. Im Jahre 1533 musste er schließlich nach erbitterten Auseinandersetzungen erstmals Kirchenvisitationen zulassen. Es war kein Geringerer als der kurfürstliche Berater Georg Spalatin – zudem ein enger Freund Luthers – der damals die Pfarrer überprüfte und über ihr Schicksal entschied. Teilnahmekarten sind in der Gera-Information erhältlich.
Kommentar hinterlassen